Beitragsbild & Video: zur Verfügung gestellt von BIG
Vor kurzem präsentierte seine Majestät König Jigme Khesar Namgyel Wangchcuk seine Vision eines neuen Wirtschaftsstandortes in Bhutan, dem einzigen CO2-negativem Land der Welt. Geplant von BIG, Arup und Cistri basiert das “Mindfulness City” Projekt auf der bhutanesischen Kultur, dem spirituellen Erbe des Landes und auf dem Gross National Happiness Index (GNH).
Mindfulness City an der Grenze zu Indien
Als Standort des neuen ökonomischen Hubs wählte man Gelephu. In der Stadt leben derzeit genau 9.858 Menschen. Und dennoch ist sie die viertgrößte Stadt des Landes. Sie liegt an der Grenze zu Indien und soll dank dieser strategisch wichtigen Lage das Fundament für das künftige wirtschaftliche Wachstum Bhutans legen. Durch Investitionen in Bildung, grüne Technologien und Infrastruktur will man neue Chancen für die Einwohnenden schaffen.
Für das Design gewann man das BIG Landscape and Urban Design Team. Hinter BIG verbirgt sich die Bjarke Ingels Group aus Dänemark. Und die sorgte vor kurzem erst mit ihren Plänen für ein Hotel aus dem 3D-Drucker in Texas für Aufsehen. Futuristisch ist also ganz deren Ding. In ihrem Masterplan für die Mindfulness City Gelephu stellen sie mehrere Bauvorhaben vor. So inkludiert er einen Flughafen, Zugverbindungen, einen Wasserkraft-Damm, öffentliche Bereiche und eine Art “Sprache” für künftige lokale Gebäude.
Diese “Formensprache” basiert auf den neun Bereichen, die auch im Gross National Happiness Index verankert sind. Also in jenem Gesetz, das Glück für alle Bewohnenden garantiert. Diese neun Domänen sind Psychische Gesundheit, Gesundheit, Bildung, Lebensstandard, Zeit, Ökologische Vielfalt und Resilienz, gute Verwaltung, kulturelle Vielfalt und die Vitalität der Gemeinschaft.
Was macht eine Stadt zur Mindfulness City?
Bhutan gilt als einer der vielfältigsten Biodiversitäts-Hotspots der Welt. Immerhin sind 70 Prozent des Landes von Wald bedeckt. Dieses Ökosystem gilt es zu schützen und zu stärken. Die Natur bezieht man alos mit ein. Durch ganze 35 Flüsse und Bäche entstehen unterschiedliche Nachbarschaften, die sich von den Bergen Richtung Tal ergießen.
“Wir stellen uns Mindfulness City als einen Ort vor, der nirgendwo sonst existieren kann. Wo die Natur unterstützt, Landwirtschaft integriert wird und Traditionen leben, nicht nur erhalten, sondern weiterentwickelt. Geformt von Wasserwegen wird Gelephu ein Land der Brücken, das Natur und Menschen, Vergangenheit und Zukunft sowie Lokalität und Globalität miteinander verbindet”, so Bjarke Ingels, der Gründer und Kreativdirektor von BIG.
Wie ein Mandala
Durch die natürlichen Elemente, die existierende Infrastruktur und landwirtschaftliche Flächen entstehen insgesamt elf Nachbarschaften auf einem Gebeit von üer 1.000 Quadratkilometern. Jede Nachbarschaft repräsentiert Prinzipien eines Mandalas. Also Symmetrien rund um öffentliche Orte sowie eine graduelle Verdichtung von kleinen Gebäuden im Norden zu größeren im Süden.
Für die Flora und Fauna schafft man Nebenflüsse, ohne die Migrationsrouten der Elefanten und anderen Wildtiere zu stören. Zum Hochwasserschutz entstehen Reisfelder links und rechts der Flüsse. So wird Mindfulness City ein Beispiel für das untrennbare Band zwischen Natur und Mensch. Drei Hauptverkehrsknotenpunkte verbinden die Stadtteile.
Eine Brücke als Flughafen
Es entsteht eine Reihe “bewohnter Brücken”, die zentrale Infrastruktur der Stadt beherbergen. So findet sowohl der neue Flughafen Platz in einer Brücke wie auch ein Vajarayana Spiritual Center. Auch eine Universität, ein Gewächshaus und ein Kulturzentrum finden hier einne Heimat. Sogar ein Markt und ein Healthcare Center sind in Brücken untergebracht. Die größte Brücke ist ein hydroelektrischer Damm. Er ist an der westlichen Grenze der Stadt lokalisiert. Hier können Besuchende meditative Spaziergänge unternehmen, das Visitor Center oder den Tempel besuchen.
Im Grunde vereint er noch einmal all das, was Gelephu ausmacht: die harmonische Co-Existenz von Kultur und Natur, das “Kind” von Bhutans reicher Vergangenheit und der prosperierenden Zukunft. Beim Bau kommen natürlich lokale Materialien zum Einsatz. Man denke an Holz, Stein und Bambus. Die kleinen, intimen Straßen erhalten einen Belag aus halb-durchlässigem Material, so dass Regenwasser im Boden versickern kann.