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Weihnachtsurlaub Weihnachtsurlaub

Der erste Weihnachtsurlaub der Geschichte

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„Du willst WAS?“

Der Chef hatte sich vor ihm aufgebaut. Der massive Holzschreibtisch zwischen ihnen stellte eine willkommene Barriere dar. Wenn er so wütend war – und das kam äußerst selten vor – lief sein Gesicht komplett rot an und passte dadurch hervorragend zu seinem restlichen Outfit. Kleine Schweißperlen formten sich auf seiner Stirn.

„Urlaub.“

„Wie – URLAUB?“

Dieses Spiel ging ihm auf den Keks. Er rollte mit den Augen. Aber nur innerlich. Drückte er sich denn so undeutlich aus? Wahrscheinlich hatte der Fettsack am Vortag wieder ein wenig zu tief ins Punschglas geguckt. Das kam schonmal vor, schließlich lag eine recht arbeitsreiche Zeit hinter ihnen.

„Naja, so einen Tag, an dem ich nicht zur Arbeit komme.“

„SONDERN?“

Dieses donnernde Gebrüll wurde langsam wirklich nervig. Er bildete sich ein, dass die Weihnachtskugeln am Christbaum im Chefbüro ein wenig wackelten. Dies verdammten Kugeln. Er konnte sie einfach nicht mehr sehen. Der massive Weihnachtsbaum war über und über mit ihnen bedeckt. Ganz traditionell, in Rot, Weiß und Grün war der dekoriert. So, wie der Rest dieser elendigen Bude. Er musste sich zusammenreißen, spürte aber, wie Bitterkeit seinen Hals hochkroch. Und die war so ätzend, dass kein noch so klebriger Punsch sie neutralisieren konnte. Da war er sicher.

„Naja, ich würd gern mit meiner Familie ein paar entspannte Tage verbringen. Sie wissen schon, vielleicht ein paar Kekse backen …“

„KEKSE BACKEN?“

Er musste die Fäuste ballen, um dem Chef nicht geradewegs eine reinzuhauen. Das Konzept „Urlaub“ kann doch wohl nicht so schwer zu verstehen sein.

„Ja, und vielleicht auch mal einfach die Beine hochlegen. Sie wissen schon: Nichts aus der Kategorie ‚Arbeit‘ tun, sondern halt …“

„JA???“

Der Chef hatte die Augen jetzt richtig weit aufgerissen und atmete schwer. In einem Cartoon wäre wohl Dampf aus seinen Ohren gekommen. Die Halsschlagader war dick angeschwollen und pulsierte.

„Naja, Dinge, die Spaß machen.“

„SPA – SS?“

Jetzt musste der Chef husten. Er hatte sich wohl an seiner Wut verschluckt.

„Ja, also … äh. Es ist nicht so, dass ich meinen Job nicht gern mag. So ist es nicht. Ich mache den ja auch schon lang genug. Die Bezahlung ist auch wirklich mega, das muss ich schon sagen. Also mit Überstundenzuschlag und Nachtarbeitsausgleich und so … Das passt schon. Aber ich habe halt auch noch nie an Weihnachten frei gehabt und würde gern mal mit meiner Familie feiern.“

Der Chef atmete tief durch, bevor er laut losbrüllte:

„WEIL DU RUDOLPH BIST!“

Weihnachtsurlaub
© The Chill Report
Weihnachtsurlaub
© The Chill Report

Er ließ sich in seinen Sessel fallen. Das hinderte ihn aber nicht daran, in gewohnter Lautstärke weiter zu brüllen: „DU ARBEITEST NUR EINEN VERDAMMTEN TAG IM JAHR!“

„Ja, Chef. Also äh … eigentlich genau wie Sie, Sir …“

„WAGE ES JA NICHT …“

„Naja, ich dachte, eventuell wollen Sie ja auch mal Pause machen und über Weihnachten wegfahren?“

„ABER ICH BIN DER WEIHNACHTSMANN! OHNE MICH LÄUFT DIE SACHE MIT WEIHNACHTEN NICHT.“

„Mhm“ nickte Rudolph. Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich langsam drauf sinken. „Darüber habe ich mit meiner Therapeutin gesprochen …“

„DU. HAST. MIT. DEINER. THERAPEUTIN. GESPROCHEN?“

„Ja, die meinte, das ist ein klassischer Fall von Selbstüberschätzung, so in Richtung Zwangsneurose und naja, eigentlich wäre es gut, wenn Sie …“

„RUDOLPH!“ donnerte der Weihnachtsmann. Die Kugeln am Weihnachtsbaum zitterten jetzt merklich.

Rudolph verstummte, senkte den Blick und scharrte mit den Hufen.

„Ich mein ja nur …“, murmelte er.

„WAS MEINST DU NUR?“

„Also naja, eigentlich könnt ja auch das Christkind mal wieder übernehmen. Das habe ich ohnehin schon länger nicht mehr gesehen. Immer heißt es nur Weihnachtsmann hier, Weihnachtsmann da, Santa Claus is coming to town … Wo ist eigentlich das Christkind aktuell so?“

Santa starrte Rudolph an. Eigentlich hatte das Rentier recht. Wie kam er dazu, jedes Jahr den Deppen vom Dienst zu machen? Er schuftete die ganze Heilige Nacht und hatte noch nie Weihnachtsurlaub. Dabei hat ja das Christkind diesen Quatsch mit den Geschenken erst angefangen. Langsam erhob er sich wieder von seinem Stuhl, nickte Rudolph zu, nahm seine Mütze vom Haken und schritt Richtung Tür. Er drehte sich ein letztes Mal um, zwinkerte und war schon verschwunden, bevor die Tür mit lautem Krach ins Schloss fiel.

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