Die Debatte um überfüllte Reiseziele ist oft eine sehr emotionale. Daher erhoben die Reiseplattform Evaneos und die Unternehmensberatung Roland Berger bereits im Vorjahr erstmals einen Übertourismus Index. Er zeigt auf Grundlage externer Daten, welche Destinationen dem Besucheransturm nicht (mehr) gewachsen sind. Und: Als erstes Unternehmen der Reisebranche zieht Evaneos daraus seine Konsequenzen.
Weil besondes Mykonos und Santorin überfüllt sind, bietet die Plattform bis auf Weiteres keine Sommerreisen auf diese beiden griechischen Inseln mehr an. Wie der Übertourismus Index zustande kam und was er sonst noch aussagt:
Was ist Übertourismus überhaupt?
“Overtourism” oder “Übertourismus” hört man ja oft. Aber was versteht man darunter? Ist schon die chinesische Reisegruppe, die in private Innenhöfe fotografiert, Übertourismus? Oder braucht es dazu schon mehr? Im Grunde definiert man den Begriff als “übermäßiges Wachstum der Besuchendenanzahlen in einem bestimmten Gebiet”. Und das mit tiegreifenden Auswirkungen. Man denke an beschädigte Naturräume, eine schlechtere Lebensqualität für die lokale Bevölkerung, endlose Wartezeiten für die Besichtigung beleibter Sehenswürdigkeit und eine verschlechterte Reiseerfahrung.
Weil das Phänomen aber nur schwer messbar ist, entwickelten Evaneos und Roland Berger den ersten Overtourism Index. Er soll eine objektive Annäherung ermöglichen. Unterteilt in verschiedene Kategorien und basierend auf einer Auswahl von 70 Destiationen erhielt jede Destination in vier Kategorien einen Wert von 1 (geringe Gefährdung) bis 5 (extreme Gefährdung).
Die Overtourism Kriterien im Überblick:
- Internationale Reisende pro Einwohnendem
- Internationale Reisende pro Quadratkilometer
- Saisonale Konzentration
- Nachhaltigkeits-Reifegrad (zB. sozialen Auswirkungen, Zustand der Infrastruktur)
“Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.”
Hans Magnus Enzensberger
Santorin überfüllt: Keine Reisen im Sommer 2025
Aurélie Sandler, Co-CEO von Evaneos erklärt: “Jede Kategorie des Übertourismus wirft unterschiedliche Fragen auf, auf die passende Antworten gefunden werden müssen.” So könne man mit einem Touristenansturm in europäischen Hauptstädten anders umgehen als in einem sommerlichen Badeort. Die Studie soll nun eben dabei helfen, erste Lösungsansätze zu finden. Am stärksten betroffen sind Badeorte, wie sich zeigte. Der Grund dafür ist ein besonders hoher Anteil an Tourist:innen (3,2 bis 9,9 Tourist:innen pro 1 Einwohner:in) in relativ kleinen (1.600 bis 8.000 Tourist:innen pro km²) und ökologisch fragilen Gebieten.
Weil man selbst Teil der Lösung und nicht Verursacher eines Problems sein möchte, reagierte Evaneos auf die Ergebnisse sofort. Bereits im September 2024 kündigte es an, Reisen nach Mykonos und Santorin bis auf Weiteres in der Sommersaison 2025 nicht mehr anzubieten. Und das, obwohl auch auf der Plattform Griechenland eines der meistverkauften Reiseziele ist. Es zeigte sich aber, dass eine Situation besonders zum Tragen kommt, wenn Mykonos und Santorin überfüllt sind: Der massive Andrang von Touristen und Touristinnen beeinträchtigt die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung besonders stark. Und die reagiert mit Zorn. Folgen sind Preisinflation, überfüllte Straßen, Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung und so weiter.
Alternative Destinationen gegen Massentourismus
Evaneos setzt seit jeher darauf, den Reisenden Trips zu vermitteln, die auf authentischen Erlebnissen beruhen. Und nachhaltig sind. Doch wenn man unterwegs auf wütende Einwohnende trifft, die zornig sind, weil Santorin überfüllt und Mykonos heillos überlaufen ist, hat niemand etwas davon. Die Entscheidung, keine Reisen auf die beiden griechischen Inseln anzubieten, fällte man in Übereinstimmung mit den lokalen Partneragenturen.
Das Ziel ist es nun, nicht nur Aufklärungsarbeit zu leisten, sondern auch Reisende dazu zu animieren, ihre Pläne zu überdenken. Zum Beispiel, indem sie eine weniger stark frequentierte Zeit bevozugen oder andere Ziele ansteuern. Wer schon einmal versucht hat, im Winter oder Frühling auf Santorin oder Mykonos zu gelangen, weiß, welch mühsames Unterfangen das ob der fehlenden Flugfrequenzen ist. Aber zumindest zweiteres kann man ja versuchen: Immerhin hat auch das griechische Festland viel zu bieten – oder auch der Peloponnes und die Kykladen in der Nebensaison. Evaneos wird die Situation laufend im Blick behalten und seine Maßnahmen und sein Angebot immer wieder adaptieren. Von anderen Reiseunternehmen wünscht man sich, es ihnen gleichzutun.