Die Gottfried Helnwein Ausstellung in Wien nähert sich ihrem Ende. Noch bis zum 11. Februar 2024 haben interessierte Besuchende die Möglichkeit, die Werke des österreichischen Ausnahmekünstlers in der ALBERTINA zu bewundern.
Realität und Fiktion
Insgesamt 43 großformatige Werke Helnweins hängen aus. Sie entstanden während der letzten drei Jahrzehnte und gelten als eine Art Werkrückschau zum 75. Geburtstag des gebürtigen Wieners. Während man von überdimensionalem Bild zu überdimensionalem Bild schreitet, wird man ein Gefühl der Beklemmung nicht los. Und das ist gut so. Denn das ist eine natürliche Reaktion auf die dargestellten Motive.
Schließlich zeigen sie durchaus Beklemmendes. Etwa die Anbetung eines Babys (Hitler?) durch Soldaten, schutzlos ausgelieferte Kinder mit blutigen Bandagen oder Minnie Mouse, die Hitler scheinbar gebannt zuhört. In seinen hyperrealistischen Bildern verarbeitet Helnwein Grausamkeit, Unbarmherzigkeit und die Schrecken des Faschismus. Zudem beschäftigt er sich immer auch mit der bedrohten Unschuld, sei es durch Krieg, Gewalt, Missbrauch, Schmerz oder Angst.
Technische Perfektion
Obwohl Helnwein anfänglich Aquarelle malte, als Aktionskünstler in Erscheinung trat, Bühnenbilder und Installationen im öffentlichen Raum schuf, sind es doch seine hyperrealistischen Bilder, die ihm die meiste Bekanntheit einbrachten. Bis ins kleinste Detail perfekt ausgearbeitet, glaubt man auf den ersten Blick kaum, dass es sich tatsächlich um Ölbilder handelt. Auch die Helnwein Ausstellung in Wien widmet sich ausschließlich diesen.
Das Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion wird so noch deutlicher. Schließlich sind die Bilder an sich fotorealistisch. Die Motive entstammen zum Teil aber der Fantasie. Und deren gemeinsame Anordnung mit real existierenden Menschen (Hitler – Minnie Mouse) oder Situationen (Manga – Bombenexplosion) fügt eine weitere Bedeutungsebene hinzu.
“Ich will mit meiner Arbeit Bereiche ansprechen, über die die Gesellschaft s gerne hinweggeht”, so ein Helnwein-Zitat an den Wänden der Ausstellung. Weiter: “Ich will Dinge sichtbar machen, die die Menschen lieber verdrängen und unsichtbar lassen werden. Ich will sie dazu veführen, diese Dinge zu sehen”.
Von Österreich in die Welt
Helnwein ist ein Genie. Doch wie so oft zählt der Prophet im eigenen Land (anfangs) oft wenig. Denn die erste Helnwein Ausstellung in Wien um 1970 löste zahlreiche Proteste aus. Immer wieder wurden weitere Ausstellungen geschlossen. Es kam sogar zur Beschlagnahmung von Werken durch die Polizei. 1985 folgte dann die erste Ausstellung in der Albertina. Sein ehemaliger Professor, Rudolf Hausner, schlug ihn als seinen Nachfolger vor. Helnwein sollte die Meisterklasse für Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien leiten. Doch die Mehrheit des Kollegiums war dagegen. “Jeder hasste mich, das mochte ich. Als Outcast hat man nichts zu verlieren”, sagte er einst dem New York Times Magazine.
1985 Helnwein ging er zunächst nach Deutschland. Seit 1997 lebt Helnwein nun im Süden von Irland. Als Wohn- und Schaffensstätte dient ihm Castle Gurteen de la Poer. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten gehen bei ihm ein und aus. So waren zum Beispiel schon Ben Kingsley, Marilyn Manson und Sean Penn zu Gast. 2005 diente das Anwesen Marilyn Manson und Dita von Teese als Ort für eine Sektenzeremonie, bei der sie den Bund fürs Leben schlossen. Die Ehe hielt ein Jahr.
Auf 47 Jahre Ehe bringen es hingegen Helnwein und seine Frau Renate. Sie haben vier Kinder: Cyril, Wolfgang Amadeus, Ali und Mercedes. Diese wiederum machten das Paar bereits mehrfach zu Großeltern. Ein rund 15 minütiger Film, der bei der Helnwein Ausstellung in Wien gezeigt wird, gibt Einblicke in das Anwesen des Künstlers, seine Gedanken und in sein weiteres Werk. Prädikat: Wertvoll!
Gottfried Helnwein: Realität und Fiktion
Noch bis 11. Februar 2024, ALBERTINA Wien
Albertinaplatz 1, 1010 Wien – Österreich