London, Sydney, New York: Klar, zu Silvester knallen überall die Korken. Doch gewisse Städte sind dafür bekannt, den Jahreswechsel besonders spektakulär zu zelebrieren. Die Bilder vom offiziellen Silvester in London etwa, mit Big Ben-Glockenschlag und Mega-Feuerwerk, gehen dank BBC-Liveübertragung jedes Jahr um den Erdball. Doch wie läuft die Partysause vor Ort wirklich ab? Und: Lohnt sich das ganze überhaupt? Wir wollten es wissen und haben uns ins Getümmel gestürzt.
Feuerwerk? Nur mit Eintrittskarte!
Eines gleich vorweg: Silvester in London erfordert etwas mehr Planung als andernorts. Vor allem, wenn man das weltberühmte Feuerwerk sehen will. Denn dafür braucht man, ja, richtig gelesen, eine Eintrittskarte. Am Silvesterabend sind im Zentrum die Promenaden links und rechts der Themse, sowie die Brücken, gesperrt. Rein darf nur, wer eines der mehr als 100.000 offiziellen Tickets ergattert hat. Die gehen traditionell in zwei Etappen im Herbst in den Verkauf. Preis 2023: 20 Pfund (ca. 23 Euro). Der Zuschauerbereich ist in sechs Zonen eingeteilt, die allesamt eine gute Sicht versprechen. Der Jackpot ist die Blaue Zone, direkt gegenüber dem London Eye.
Party auf britisch: Erstmal Schlange stehen
“Letzter Eintritt um 22.30 Uhr”, steht auf den Tickets. Doch bis zum Schluss sollte man sich lieber nicht Zeit lassen: Schon um 20 Uhr drängen sich Richtung Eingängen die Massen. Von der nähesten U-Bahn-Station der Blauen Zone (Embankement) bis zur Ticketkontrolle stehen wir satte 90 Minuten in der Menschenschlange. Und das bedeutet: Gedränge, Taschenkontrollen und ein Großaufgebot an Securities inklusive.
Endlich drinnen, heißt es schnell einen guten Platz sichern. Denn wer zu spät dran ist, riskiert, hinter einem Baum zu landen. Danach: Das lange Warten! Im Gegensatz zu Städten wie Wien oder Berlin, wo man sich die Zeit bis zum Feuerwerk am Glühweinstand vertreibt, harrt man hier ein paar Stunden eingequetscht wie in einer Sardinendose aus.
Countdown üben und Massenkaraoke
Ein DJ hält die Massen mit Mitsing-Hits à la “Can’t Stop the Feeling” von Justin Timberlake und “Valerie” von Amy Winehouse bei Laune. Wer Lust (und Handy-Empfang) hat, kann mittels Twitter-Nachricht seine Liebsten über den DJ grüßen. Schnell ist klar: Links und rechts der Themse hat sich die halbe Welt versammelt. Wir feiern den Jahrestag von zwei Australiern und den Silvester-Ausflug einer Familie aus Florida, stimmen für eine Gruppe von Südafrikanern ein Ständchen an. Zwischendurch heißt es Countdown üben. Punkt Mitternacht soll schließlich alles perfekt klappen.
15 Minuten Mega-Feuerwerk
Dann endlich das lang ersehnte Spektakel: Während der Big Ben läutet, zerkrachen rund um das London Eye nicht weniger als 12.000 Feuerwerkskörper. Und wir werden fürs stundenlange Warten mit einer Weltklasse-Show belohnt. Das Londoner Feuerwerk, ausgerichtet von Sadiq Khan, dem Bürgermeister der Stadt, ist traditionell nicht nur spektakulär, laut und bunt, sondern nimmt auch auf Politisches und Gesellschaftliches Bezug.
Dieses Mal werden etwa die Krönung von König Charles, zehn Jahre Homo-Ehe und 75 Jahre britisches Gesundheitssystem gefeiert, Promis wie Helen Mirren und Stephen Fry tragen ihre Grußbotschaften vor. Es gibt sogar eine Barbie-Hommage. Und während über unseren Köpfen der Himmel in allen erdenklichen Farben leuchtet, dröhnen die Spice Girls, Louis Armstrong, Dua Lipa und The Clash aus den Boxen (die ganze Playlist gibt es hier).
Fazit: Lohnt es sich?
Fragt sich nun nur noch: Stundenlanges Warten für eine knappe Viertelstunde Feuerwerk, ist es das tatsächlich wert?! Klare Antwort: Ja! Silvester andernorts mag gemütlicher sein, doch das Londoner Spektakel hautnah zu erleben ist schwer zu toppen. Kleiner Tipp noch für alle, die sich das lange Stehen ersparen wollen: Auf der Themse gibt es am 31. Dezember auch eigene Feuerwerks- und Partyboote.