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Bali. Für so manchen ein wahrgewordener Urlaubstraum. Zumindest war das einmal so. Denn wie viele andere wunderschöne Orte, wie beispielsweise Venedig, hat auch die paradiesische Insel hart mit dem Phänomen Overtourism zu kämpfen. Kein Wunder, entfallen doch rund 5 der jährlich 10 Millionen Besuchenden Indonesiens auf die Insel im indischen Ozean. Um den weitreichenden Konsequenzen eingermaßen Herr werden zu können, wird schon bald eine Touristensteuer auf Bali eingehoben werden.
Phänomen Massentourismus
Doch der Reihe nach. Bali war bereits in den 1990er Jahren ein begehrtes Reiseziel. So trennt die Südküste Javas nur eine 30 minütige Fähr-Fahrt von der Sundainsel. Kamen jedoch damals jährlich knapp 1 Million Reisende, ist es heute eine vielfache Anzahl davon. Mit den Touristenmassen kamen auch die mannigfaltigen Probleme. Diese negativen Auswirkungen liegen einerseits in der massiven Müllentwicklung, dem horrenden Wasserverbrauch, andererseits aber in Verkehrsinfarkten und der Zersiedelung der Insel.
Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig. Den Hype um die Insel heizten und heizen vor allem InfluencerInnen immer weiter an. Durch sie werden in den sozialen Medien Scheinwelten erzeugt, die mit der Realtität leider nicht mehr viel gemein haben. Auch der pouläre Film Eat, Pray, Love mit Julia Roberts hat seinen Teil dazu beigetragen. So besuchen die knapp 70.000 Einwohnende zählende Stadt Ubud mittlerweile knapp 3 Millionen Touristen jährlich.
Ab wann wird die Touristensteuer auf Bali eingehoben?
Die Touristensteuer auf Bali ist voraussichtlich ab dem 14.02.2024 zu entrichten – einige Quellen berichten hingegen vom 01.01.2024. Künftig soll jeder ausländische Urlaubende die Abgabe in Höhe von 10 Dollar zusätzlich zu den Visa-Kosten (ca. 30 Dollar für 30 Tage) abführen. Kassiert wird praktischerweise gleich vor Ort, also auf den Flug- und Seehäfen. Abhalten wird die geringe Gebühr wohl kaum jemanden, das ist aber auch gar nicht Sinn der Aktion. Die Einnahmen sollen nämlich direkt der Umwelt zugute kommen. Konkret werden Aufräumarbeiten finanziert um die täglich weit über 3000 Tonnen Müll gezielt zu entsorgen.
Dem guten Zweck stehen Bedenken organisatorischer Natur. Schließlich landen am Bali Airport täglich bis zu 15.000 Besuchende, die dann getrennt in zwei Schlangen Visum und Steuer zu entrichten haben werden. Übrigens ist letztere unserer Infomation nach auch bei einer reinen Wiedereinreise, also auch, wenn nur kurz Java oder eine andere Insel besucht wird, (erneut) zu leisten.
Bali: Traum oder Alptraum
Doch all den negativen Schlagzeilen gegenüber steht eine in vielen Aspekten besondere Insel. Als einzige Region außerhalb von Indien, Mauritius und Nepal gibt es eine hinduistische Bevölkerungsmehrheit. Viele Glaubenstempel gehören zu den Hauptattraktionen der Insel. Aber es sind nicht bloß von Menschenhand erschaffene Gebilde, die neben den, leider nicht allzu einsamen Stränden, den Ruf Balis prägten. Die beeindruckende Vulkanlandschaft mit ihren Reisplateaus und den sagenhaften Wäldern wird auf der Meeresseite unter der Wasseroberfläche von traumhaften Korallenriffen ergänzt.
Wie so oft ist es also eine Gewissensfrage, ob eine Bali Reise dafür steht. Wer diese für sich selbst mit Ja beantwortet, kann seinen Teil dazu beitragen, die Tourismus bedingten Probleme nicht größer werden zu lassen. So gibt es einige ambitionierte Projekte, die vor allem dem (Plastik)-Müll den Kampf angesagt haben: Oceanmata Bali sammeln und recyclen beispielsweise Plastik aus dem Ozean und zaubern fesche Handyhüllen daraus.
Sungai Watch wiederum hat sich die Entplastifizierung der Flüsse zum Ziel gesetzt. Ihnen kann durch Spenden Beihilfe geleistet werden. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit zumindest dem eigenen Müll sollte ohnehin Grundvoraussetzung jedes Reisenden sein und das an jedem Ort der Welt.