Gemütlich von Heurigem zu Heurigem radeln, die letzten kräftigen Sonnenstrahlen genießen und dabei die bunte Natur bewundern: Wir haben uns E-Bikes ausgeborgt und sind durch die Wachau gedüst, bevor wir den Geschmack der Thermenregion kennengelernt haben. Zweimal Kurzurlaub in Niederösterreich – voll herzlicher Begegnungen und gehaltvoller Tropfen in historischen Ambiente.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute nur ein bisschen Fahrzeit von zu Hause entfernt liegt? Eine gute Autostunde von Wien entfernt beginnt die Wachau bei Krems und zieht sich westwärts bis nach Melk. Oder von unserer Warte aus betrachtet: Wir sind in Salzburg gestartet und nach zweieinhalb Stunden im Herzen der Region angekommen, und zwar in Joching nahe Weißenkirchen. Mitte-Mitte quasi. Dort haben wir das Auto in unserem Quartier geparkt und es bis zur Abreise nicht mehr angerührt.
Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass sich die Wachau am allerbesten mit dem Fahrrad erkunden lässt. Und weil wir ein bisschen externe Unterstützung beim Radeln ganz gut finden, haben wir uns E-Bikes ausgeborgt. Radhelm auf, los geht’s. So sind wir entlang des Donau-Radwegs neben Weingärten gefahren und haben kleine, malerische Orte durchquert. Anstrengung? Fehlanzeige. Die Strecke schlängelt sich durchwegs ohne größere Steigungen dahin, was uns bei den warmen Temperaturen und dem sonnigen Wetter ganz recht war.
Staunen in Melk, lachen in Krems
Da wir Melk nur vom Vorbeifahren auf der A1 kannten, haben wir der Stadt gleich am ersten Tag einen Besuch abgestattet und gestaunt. Abgesehen vom touristischen Highlight, dem Stift aus dem 11. Jahrhundert mit seinem barock-üppig-goldenen Interieur, finden wir uns in einem lauschigen Zentrum wieder, dessen Cafés und Lokale zum Chillen, Speisen und (Wein-)Trinken einladen. Wer Eis mag, findet hier fix eine süße Abkühlung. Und weil wir schon einmal dort waren, sind wir auch die paar Stiegen zum Stift hinaufgeklettert und haben uns umgesehen. Die Weitläufigkeit des Areals hat uns ebenso gefallen wie der Ausblick hinunter auf die Donau.
Touristisch ist in der Wachau jedenfalls einiges los. Wir haben etliche Gäste aus Deutschland, der Slowakei und Italien wahrgenommen, die mit einem Gläschen Spritzwein in der Hand die Zeit genossen haben. Unsere E-Bikes haben uns auch nach Krems, also ans andere Ende dieser Weinregion getragen – direkt zum Karikaturmuseum, das uns eine lustige Zeit beschert hat.
Thermenregion: Von Rotgipfler bis Zierfandler
Schauplatzwechsel in die Thermenregion: Ein paar Wochen später ging es erneut auf Reisen durch das eigene Land. In Gumpoldskirchen (rund 30 Kilometer von Wien-Mitte und 300 Kilometer von Salzburg entfernt) liegt mit dem Freigut Thallern das zweitälteste Weingut Österreichs. Unsere Hotel Review ist online – lest hier supergern nach, wie uns die Nächte hier gefallen haben!
Dass die Weine, die dort immer noch gekeltert werden, so herrlich frisch schmecken, könnte auch daran liegen, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Weinbergen „göttliche Unterstützung“ bekommen – immerhin gehört das Freigut heute dem Stift Heiligenkreuz und auch in der langen Geschichte mischten die Mönche immer wieder wohlwollend mit.
Doch nicht nur Kosten und Trinken lässt es sich südlich von Wien vorzüglich, auch das Residieren im edlen Freigut sorgt für Genuss und Entspannung. Wir haben im Hotel genächtigt; wer ein bisschen kreativer schlafen möchte, bettet den müden Körper in ein zum Schlaf-Fass umfunktionierten Wein-Fass. Auch das ist in Thallern möglich, Ausblick auf die Weinberge direkt vor der Fass-Tür inklusive.
Der nächstgelegene Ort – Gumpoldskirchen – ist rund zwei Kilometer entfernt (auch hier haben wir das Auto wieder stehen gelassen und sind zu einfach Fuß durch die grüne Landschaft spaziert), doch auch am Freigut selbst gibt es von Ayurveda bis zum Besuch der Gebietsvinothek so einiges zu erleben.
Autochthone Sorten lassen Gaumen jubeln
Apropos Gebietsvinothek: Dort hat uns eine Weinverkostung erwartet, die mit einem Gläschen Brut Reserve begann. Schon der erste Schluck konnte uns mit einer feinen Mineralik und zarten Zitrusnoten begeistern. Nach dem naturbelassenen Messwein ging es an die ortstypischen, autochthonen Sorten. Der Rotgipfler – offenbar eine kleine Primadonna (die Rede war eher von einer “Zicke”) im Anbau – ist handverlesen und herrlich trocken; der Zierfandler, spät gelesen, überzeugt ebenfalls so sehr, dass wir uns einen Vorrat für zu Hause in Kisten packen und per Post liefern lassen.
Seit 2011 ist die Vinothek im ehemaligen Presshaus des Freiguts in Betrieb. Täglich geöffnet, bietet die erste und einzige Gebietsvinothek der Thermenregion mehr als 30 Weine zur glasweisen Verkostung an. Es lädt zum Verweilen in der Weinlounge ein und ermöglicht mit über 200 verschiedenen Weinen ein Erlebnis für jeden Weinliebhaber.
Bei unseren zwei Trips haben wir Niederösterreich in Flaschen nach Hause gebracht. Und kosten uns im Herbst nach und nach durch die beiden weinzigartigen Weinbauregionen. Fest steht: Ob aus dem Norden, Süden, Osten oder Westen kommend, ein Besuch zwischen Heurigen und Weinbergen zahlt sich im Herbst ebenso aus wie im Frühling oder Sommer.