Gibt es eigentlich etwas Süßeres, als eine kleine Babyschildkröte, die zielstrebig aufs Meer zuwatschelt? Ja! Ein ganzes Nest der zauberhaften Turtles-Bande, zum Beispiel. Doch leider ist der Bestand aller Meeresschildkrötenarten stark gefährdet. Unter anderem auch jener der Caretta Caretta, die vorzugsweise auf den Kapverden nistet. Warum das so ist und wie du eine Schildkröte adoptieren (oder gleich ein ganzes Nest …) kannst, um ihren Fortbestand zu sichern, verraten wir dir hier.
Ninjas am Strand
In unseren Breitengraden gelten die Kapverdischen Inseln als absoluter Geheimtipp. Nur wenige Menschen haben ein Konzept davon, wo die ca. 15 Kapverden Inseln liegen: nämlich im Atlantik, etwa auf der Höhe von Mauretanien, also vor der westafrikanischen Küste. 570 Kilometer sind es von hier bis auf den afrikanischen Kontinent. In etwa 5 Flugstunden ist man in Brasilien, ab 22. Dezember fliegt Smartwings TUI Gäste jeden Freitag direkt ab Wien nach Sal, der Hauptinsel. Dann geht es ab Wien in rund sieben Stunden an den Strand. Wenn schon die Inseln an sich nicht sehr bekannt sind, ist ein Fakt noch unbekannter: Die Kapverden sind einer der bevorzugten Nistplätze der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta).
Und die ist – wie ihre Genossinnen anderer Arten – stark gefährdet. Zum Schutz der watschelnden Panzer gründete man 2015 auf Sal das “Project Biodiversity” oder auch “Projeto Biodiversidade.” Das kümmert sich um verschiedene gefährdete Arten, ein Fokus liegt aber auf der Caretta caretta. Und dafür begeben sich die Mitarbeitenden des Projekts regelmäßig in Gefahr.
“Ab hier ist keine Lichtquelle mehr erlaubt”, sagt Lena Matsuda mit leiser, aber bestimmter Stimme. Wir nehmen sogar unsere Smartwatches ab und gehorchen der jungen Frau aufs Wort. Sie ist nämlich die Programmkoordinatorin und unter anderem für Tourismus, Marketing und Awareness-Building verantwortlich. Ausnahmsweise dürfen wir mit ihr auf Night Patrol gehen und für ganz kurze Zeit Teil einer besonderen Gemeinschaft sein. Komplett in Schwarz gekleidet schwärmt ihr Team während der Nistzeit (von Juni bis August) jeden Abend mit Einbruch der Dunkelheit aus. Unterstützt von Drohnen und ausgerüstet mit einem Turtle Kit sind sie die Wächter über die schutzlosen Schildkröten. Und Hüter über die nächste Generation.
Eine der größten Bedrohungen für die Schildkröten und deren Fortbestand sind nämlich Wilderer. “69 erwachsene Tiere fielen ihnen allein in den letzten drei Monaten zum Opfer”, erklärt uns Lena. Zwar ist der Verzehr von Schildkrötenfleisch auf den Kapverden illegal. Zur Kultur gehört er aber vor allem in älteren Generationen trotzdem. Wilderer auf der “Jagd” schleichen sich an die Schildkröten heran, sobald diese zurück am Weg ins Wasser sind. Um das zu vermeiden, arbeitet das “Project Biodiversity” eng mit den Behörden zusammen. Doch das Team kann nicht überall zur gleichen Zeit sein.
Wache am Strand
Während wir schweigend und im Gänsemarsch am Strand im Naturschutzgebiet von Sal entlanglaufen, weist uns das Licht des Mondes den Weg. Hin und wieder lässt Lena eine kleine Rotlichtlampe aufleuchten. Über uns funkeln die Sterne und wir sind gespannt. Werden wir eine Eiablage beobachten können? Werden wir tatsächlich. Es dauert nämlich gar nicht lang, bis in den Dünen ein fremdes Rotlicht aufleuchtet. Wir folgen Lena in einer Reihe und mit klopfendem Herzen bis zu jener Stelle, die ihre Kollegen ausgemacht haben.
Ehrfürchtig nähern wir uns der Schildkröte von hinten. Sie hat bereits mit der Eiablage begonnen und befindet sich in einer Art Trancezustand. Das Team vor uns hat bereits nachgesehen, ob die Schildkröte gechippt ist. Wäre sie das nicht, würden sie kurz nach der Eiablage einen Chip an der rechten Vorderflosse anbringen. Genauso wie bei Haustieren senden diese Chips nicht, können aber mit speziellen Geräten ausgelesen werden. So behält man die Schildkrötenpopulation im Auge. Das Exemplar vor uns hat bereits mehrere Eier in das tiefe Loch gelegt, doch fertig ist sie noch länger nicht. Im Durchschnitt 80 Eier legen die Tiere nämlich pro Nest, sie nisten 5 bis 7 mal pro Saison.
Das klingt erstmal viel. Doch Lena bremst unseren Enthusiasmus: “Von den Eiern schlüpfen meist so 75 Prozent. Einige sind einfach nicht befruchtet, andere entwickeln sich aufgrund von Pilzen, Bakterien oder aus anderen Gründen nicht weiter.” Und dann müssen es die Babies erst noch ins Wasser schaffen. Das machen ihnen aber gleich mehrere Faktoren schwer. “Die Schildkröten schlüpfen, sobald es etwas kühler wird. Also am Ende des Tages oder in der Nacht. Instinktiv laufen sie auf das hellste Licht am Horizont zu.” Das wäre eigentlich der Mond. Doch die hellen Lichter der Hotels und Städte verwirren die Kleinen. Die wild herumlaufenden Hunde haben zudem Geschmack an den Schildkröteneiern und -babies gefunden.
Beherztes Eingreifen
Nach ungefähr 45 Minuten beginnt die Schildkröte vor uns mit ihrem “Tanz”. Dabei scharrt sie das Nest zu und verwischt dann noch ihre Spuren, bevor sie sich auf den Weg zurück ins Wasser macht. Während dieser Zeit sind sie besonders vulnerabel und leichte Beute für Wilderer. Das Team von “Project Biodiversidade”, alle in Schwarz gekleidet und mit Herzen bei der Sache, bewacht die Schildkröte, bis sie wieder in ihrem Element ist. Dann widmet man sich dem Nest.
Liegt es gut, also geschützt und so, dass die Babyschildkröten ungestört ihren Weg ins Wasser finden, lässt man das Nest an Ort und Stelle. Hat sich die Schildkröte einen Nistplatz ausgesucht, der zu nahe an einem Hotel, an den hellen Lichtern der Stadt oder so liegt, dass die Kleinen nicht ohne Hindernisse ins Meer können, wird das Nest akribisch vermessen. Dann buddelt das Team die Eier aus. Sie werden sorgfältig gezählt und in eine “Hatchery” gebracht. Dabei handelt es sich um einen eingezäunten und bewachten Nistbereich. In der Hatchery gräbt man ein Nest, das dieselben Dimensionen hat, wie das Ursprungsnest.
Dann werden die Eier abgezählt und ins Nest gelegt. Da bleiben sie dann für die nächsten 50 Tage. Fein säuberlich beschriftet und in einer Datenbank vermerkt. Nach 50 Tagen beginnt dann die spannende Phase. Zur Sicherheit kommt ein runder Drahtzaun rund ums Nest. Denn schon bald werden die ersten Schlüpflinge ihre Köpfchen aus dem Sand stecken und ins Wasser wollen. Damit die nicht im ganzen “Kindergarten” herumlaufen, gibt’s eben den zusätzlichen Zaun. Schließlich will man genau wissen, wieviele Schildkröten aus welchem Nest gekommen sind. Die ersten werden gleich ins Meer entlassen. Nach rund 48 Stunden schaut man dann nach.
Headstart ins Leben
Jene Schildkröten, die es dann noch nicht ganz nach oben geschafft haben, werden ausgegraben. Außerdem untersucht man jene Eier, die nicht geschlüpft sind. Ursachenforschung also. Wir hatten gleich zweimal Glück. So konnten wir dabei sein, als im Schein des Rotlichts (das nehmen die Schildkröten nicht wahr) etwa 20 Schildkrötenbabies gegen 22 Uhr ihre Köpfchen aus dem Sand steckten. Die durften wenige Minuten später schon ihren Weg ins Meer – und damit ins Leben – beginnen. Während der Hochsaison der Schlüpfphase wechselt sich das Team ab und schläft in Schichten bei den Nestern.
Auch bei einer Nestöffnung waren wir live dabei. Und das könnt ihr auch! Das ist auch die beste Gelegenheit, wenn ihr eine Schildkröte adoptieren wollt. Oder gleich ein ganzes Nest! Denn zwischen Ende August und Anfang Dezember trefft ihr die Mitarbeitenden von “Project Biodiversidad” zum Beispiel neben dem Hotel RIU am Strand bei der dortigen Hatchery. Das Team erklärt den Zusehenden zunächst alles Wissenswerte rund um das Thema. Und dann geht’s auch schon los: Die “steckengebliebenen” Schildkröten werden ins Leben geholt. Und dann auch herumgezeigt, ihr habt also eine Pole Position und könnt einen Blick auf die Kleinen werfen.
Eine Schildkröte adoptieren
Das “Project Biodiversidad” ist auf Spenden angewiesen. Einer der größten Unterstützer ist derzeit der Reiseveranstalter TUI über seine TUI Care Foundation und das Projekt Turtle Aid. Doch auch du kannst mithelfen. Zum Beispiel, indem du nicht achtlos über Dünen läufst oder mit Strandbuggys herumdüst, deinen Müll nicht am Strand liegen lässt und wild herumlaufende Hunde nicht anfütterst. Du kannst aber noch mehr tun!
Du kannst eine Schildkröte adoptieren! Oder wie wir: Ein ganzes Nest. Gern auch als Geschenk. Es ist ganz einfach. Folge diesem Link hier auf die Adoptionsseite von “Project Biodiversity”. Fülle deinen Namen aus, gib dem Nest einen Namen und spende mindestens 40 Euro. Dann bekommst du kurz darauf ein Nest zugeteilt und ein Foto deines “Zukunftsprojekts”. Die nächste Überraschung gibt’s, wenn die Schildkröten geschlüpft sind 😉
Wir feiern dich!
Geh’ jetzt eine Schildkröte adoptieren, teile das Foto deines Nestes auf Instagram, verlinke unseren Account (@thechill.report) und erhalte einmalig 500 Chillings extra! Die kannst du als angemeldeter User in unserem Shop dann gegen tolle Goodies wie Hotelübernachtungen und Restaurantgutscheine eintauschen!