Übernachtung im U-Boot: Lovers Deep als teuerstes Hotel der Welt?

Mit schöner Regelmäßigkeit taucht “Lovers Deep” aus den Tiefen des Internets auf. Vor allem dann, wenn Magazine auf der Suche nach Extremen und Rekorden sind. Die Übernachtung im U-Boot wird nämlich als teuerstes Hotelerlebnis der Welt gehandelt. Bis zu € 215.000,− pro Nacht soll der Aufenthalt kosten. Was bekommt man dafür? Und was ist eigentlich an der Geschichte dran?

Die Ausstattung

“Lovers Deep” ist Teil der Kollektion des Luxusreiseveranstalters Oliver’s Travels. Wie alle rund 2.000 sorgfältig ausgewählten Villen, die das Unternehmen weltweit zur Vermietung anbietet, ist auch “Lovers Deep” etwas Besonderes. Die Übernachtung im U-Boot soll möglichst stilvoll ablaufen. Als “Gehäuse” für das teuerste Hotelerlebnis der Welt wählte man daher ein U-Boot, dessen Interior komplett für die Bedürfnisse von Luxusreisenden umgebaut wurde.

An Bord befinden sich drei Crewmitglieder, die sich um das Wohlergehen der Gäste kümmern: ein Kapitän, ein Küchenchef und ein persönlicher Butler. Die Unterkünfte für die Crew sind am anderen Ende des U-Boots untergebracht, um den verliebten Gästen ein Höchstmaß an Privatsphäre zu garantieren. Die braucht man, denn Teil des Erlebnisses ist nicht nur die Übernachtung im U-Boot. Man bekommt auch ein spezielles Tasting Menu, das aphrodisierend wirken soll. Komplett mit Kaviar, Austern und Schokolade.

Eine Nacht im U-Boot

Den Gästen stehen luxuriöse Badezimmer, eine Lounge mit Panorama-Fenstern und natürlich ein Master-Bedroom zur Verfügung. Lovers Deep kann überall auf der Welt anlegen. Also an jedem Hafen. Wer möchte, steigt also in der Karibik aufs U-Boot oder im Hohen Norden. Up to you, so “Oliver’s Travels”. Als Standard steht Gästen ein privates Speedboot zur Verfügung. Auf Wunsch gibt’s Helikopter-Transfers oben drauf. Das Concierge-Service von “Oliver’s Travels” kümmert sich um Details wie Rosenblätter am Bett und Champagnerfrühstück.

Als das Unternehmen “Lovers Deep” im Jahr 2014 vorstellte, sagte Oliver Bell, der Co-Gründer von “Oliver’s Travels”: “Alle unsere handverlesenen Luxusvillen haben etwas Einzigartiges und Skurriles an sich, aber Lovers Deep sticht wirklich als eine unserer skurrilsten heraus. Wir sind immer wieder fasziniert von der bunten Vielfalt an Anfragen, die wir über unseren Oliver’s Concierge Service erhalten und freuen uns darauf, maßgeschneiderte Pakete für diejenigen zu schnüren, die mit uns dem Mile Low Club beitreten wollen.”

Er schränkt ein: “Auch wenn diese Unterkunft für Klaustrophobiker oder Menschen mit Wasserangst nicht in Frage kommt, haben wir eine Reihe von Unterkünften, die ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis für Familien oder Gruppen bieten, mit Durchschnittspreisen in Frankreich von nur 39 £ p.P. – und die alle fest an Land und nicht unter der Meeresoberfläche liegen.”

Was kann eine Nacht auf “Lovers Deep”?

Klingt ja alles ganz spannend, oder? Und irgendjemand wird schon genug Kohle (oder Follower gekauft) haben, um das ausprobieren zu können. Zumindest als Once-in-a-Lifetime Experience. Und in weiterer Folge dann darüber berichten, wie eine Übernachtung im U-Boot wirklich ist. Wir haben also recherchiert. Ganz viel recherchiert. Schließlich berichten seit fast 10 Jahren viele Medien – auch namhafte – immer wieder über “Lovers Deep”. Das “teuerste Hotel der Welt” halt schließlich Clickbait- und SEO-Potential.

Dass es keine Erfahrungsberichte und keinen Buchungslink dazu gibt, scheint niemanden zu irritieren. Die Geschichte wird weitergesponnen, es werden Youtube-Videos mit Stock-Video-Footage zusammengeschnitten und auch, dass es ausschließlich Renderings statt echter Fotos gibt, finden viele normal. Dabei ist der Aufwand, hinter die Story zu blicken, gar kein großer. Eine E-Mail an “Oliver’s Travels” reicht aus. Denn dann erfährt man: “Lovers Deep” existiert nicht.

Es handelt sich um eine Marketingkampagne, die seit Februar 2014 ein Selbstläufer (und unserer Meinung nach: ziemlich genial!) ist. Wir lieben nicht nur die Idee und Wirksamkeit dahinter. Sondern auch die Tatsache, dass wir nun genau sehen können, welche Medien zumindest ein bisschen kritisch hinterfragen. Und welche einfach nur voneinander abschreiben und fröhlich ein Märchen verbreiten – weil es einfach gut performt. Oder halt einfacher ist, als zu recherchieren. “Oliver’s Travels” finden wir einfach super. Und ihr solltet das auch tun. Werft gern mal einen Blick auf die tollen Properties des Unternehmens: oliverstravels.com

Deine Meinung ist gefragt!

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