Zwei edle Flüssigkeiten sind es, die im Roncolo 1888 die Hauptrolle spielen: Wein und Essig. Gelegen in den Hügeln der Emilia Romagna, etwa 50 Kilometer von Modena entfernt, ist es ein Hideaway in Italien für Genießer. Es liegt auf dem Weingut Venturini, das zu den besten seiner Art gehört. Für die Geschicke des Anwesens, das auch als Boutiquehotel fungiert, sind die Wienerin Julia Prestia und ihr Mann Giuseppe verantwortlich. In unserem Julia Prestia Interview wollen wir ergründen, wie die erfolgreiche Unternehmerin tickt.
Ursprünglich in Wien aufgewachsen, haben Sie unter anderem schon in London für eine große Beraterfirma gearbeitet. Dann tauschten Sie das “Big City Life” gegen ein Dasein am vermeintlich ruhigeren Land. Vermissen Sie etwas am Großstadt-Leben?
Mein Leben spielt sich zwischen Mailand und der Emilia ab, daher hat mich die Großstadt noch nicht ganz verloren, und ich umgekehrt auch nicht das Großstadt-Leben. Das ist mir wichtig, denn eine Stadt wie Mailand bietet doch sehr viel Inspiration und Kultur. Die Emilia ist hingegen eine Region, die sich – neben dem tollen Essen − mit sympathischen, bescheidenen und hart arbeitenden Menschen auszeichnet. Mein Mann und ich haben persönlich und beruflich viele gute Bekanntschaften gemacht, und es macht wirklich Freude, hier zu leben und zu arbeiten.
Was sind für Sie die schönsten Seiten eines Lebens am Land?
Die Natur. Sicher mit Abstand das Schönste und Einzigartige eines Lebens am Land ist die Verbundenheit mit der Natur. Das ist mir privat unglaublich wichtig, vor allem auch bei der Erziehung meiner Kinder, die mit einem ungeheuren Respekt für die Natur aufwachsen können. Und bei mir spielt sie natürlich auch noch eine noch größere Rolle, da ich einen nachhaltigen landwirtschaftlichen Betrieb führe und die Auswirkungen des Klimawandels mir ein besonderes Anliegen sind.
Sie keltern nicht nur Bio-Wein, sondern auch hochwertige Balsamico-Essige. Man kann Sie als Quereinsteigerin bezeichnen, Ihr Mann produzierte auch auf Sizilien bereits Wein. Woher beziehen Sie Ihr Wissen? Welche wichtigen Eigenschaften muss man mitbringen, wenn man von einer Karriere rund um Wein träumt?
Julia Prestia: Am Anfang habe ich viel zugehört. Immer wieder gefragt, beobachtet und gelernt. Und ich habe viel zu lernen gehabt! Das ist unglaublich spannend und herausfordernd, wenn man nach so vielen Jahren Berufserfahrung noch einmal etwas ganz Neues erlernen darf. Es hat aber auch sehr geholfen, Erfahrungen aus einer anderen Branche einzubringen. Quereinsteiger bringen da sicher einen Vorteil mit, da sie die gegebenen Zustände aus einer anderen Blickrichtung betrachten und die Dinge leichter hinterfragen und in Frage stellen können.
Die beruflichen Eigenschaften für die Weinwirtschaft sind mit vielen anderen Branchen gleichzusetzen, schlussendlich führt man einen wirtschaftlichen Betrieb mit all seinen Herausforderungen. Vielleicht fällt aber auch noch etwas mehr die Geduld ins Gewicht, denn die Natur hat ihre ganz eigenen Zyklen und Willen.
Wie wird der Nachhaltigkeitsgedanke am Anwesen umgesetzt?
Julia Prestia: Eigentlich fast in jeder Hinsicht. Das Weingut war immer schon ein Bio-Weingut, lange bevor man es als solches bezeichnet hat, und hat sehr früh die Bio-Zertifizierung erhalten. Das ist ein unglaubliches Glück, denn es hat sich tief in unser Denken und Handeln verwurzelt. Wir haben aber ständig daran, noch „nachhaltiger“ zu werden, zum Beispiel bei der Energieerzeugung, die uns hoffentlich bald ganz eigenständig machen wird oder bei der Auswahl unserer Partner. Wir arbeiten so weit wie möglich auf eine „Circular Economy“ in unserem Betrieb hin und hoffentlich auch bald auf eine B-Corp Zertifizierung.
Wer war für das Interior Design verantwortlich? Was ist der Gedanke hinter dem Konzept?
Julia Prestia: Das Interior-Design in unserem Relais Roncolo 1888 habe ich gemacht. Es war mir sehr wichtig, dass die Einrichtung meine Handschrift trägt und habe selbst jedes Stück – von den Fliesen bis zur Inneneinrichtung – geplant und ausgesucht. Es war mir wichtig, für unsere Gäste ein persönliches Ambiente zu schaffen, und es macht mir auch ungeheuren Spaß, auf Antiquitätenmessen ausgefallene Stücke zu suchen.
Was sind Ihre liebsten Orte in der Tenuta Venturini Baldini und im Hotel Roncolo 1888?
Julia Prestia: Im Weingut gibt es ob auf der Anhöhe einen Platz, wo man die beiden Seiten der Emilia sehen kann – die weite Ebene, die bis zu den Alpen reicht, und auf der anderen Seite die sanfte grüne Hügellandschaft des Apennins. Wir sind im Herzen der Terre di Canossa, dem Land der Matilde di Canossa, und dort oben kann man sich dieses Gebiet unter der Herrschaft dieser bedeutenden Frau sehr gut vorstellen.
Was unterscheidet Ihr Boutique-Hotel von anderen Hotels?
Julia Prestia: Roncolo 1888 ist ein Boutique-Hotel mit viel Augenmerk auf Ästhetik und Design, und auf den sogenannten persönlichen Touch. Ich wollte einen Ort zum Wohlfühlen und Abschalten schaffen, in dem unsere Gäste den Alltag vergessen und sich zu Hause fühlen können.
Welches Gäste-Lob freut Sie am meisten?
Julia Prestia: Es freut mich am meisten, wenn Gäste mir sagen, dass sich bei uns gar nicht nicht wie in einem Hotel fühlen. Dann weiß ich, dass wir mit unserer persönliche Betreuung und unserem Stil diese Momente zum Abschalten schaffen konnten, die wir unseren Gästen in unserem kleinen Paradies schenken möchten.
Welche Ausflugsziele in der Umgebung sollte man unbedingt besuchen?
Julia Prestia: Die Emilia ist wirklich eine faszinierende Gegend, die so vielen verschiedenen Interessen zurechtkommt. Wer die Kultur liebt, der sollte unbedingt die Privatsammlung von Max Mara, die „Collezione Maramotti“ in Reggio Emilia, oder das Museum „La Pilotta“ in Parma besuchen.
Den Autofans empfehle ich auf jeden Fall einen Abstecher nach Maranello zum Mueso Ferrari, wo man auch in der Ferrari-Kantine im Restaurant „Il Cavallino“ essen kann (übrigens mit wunderschönem Interior Design von India Mahdavi). Und natürlich darf ein Besuch bei unseren Nachbarn, dem Parmesan-Hersteller Fattorie Rossi nicht fehlen, wo man einen wunderbaren Bio-Parmigiano kosten und kaufen kann.
Und wie schalten Sie selbst ab?
Im Alltag mache ich viel Pilates, und ich lese gerne. Aber am meisten erhole ich mich mit meiner Familie, im Urlaub mit meinem Mann und meinen Kindern.
Was haben Sie auf Reisen immer mit dabei?
Julia Prestia: Ein Buch. Eine Handcreme. Und meine Wasserflasche zum Nachfüllen. Nicht besonders einfallsreich, aber praktisch!
Gibt es ein Hotel in der Ferne, in das Sie immer gern zurückkehren?
Julia Prestia: Besonders gerne fahre ich mit meinem Mann für ein romantisches Wochenende ins Hotel Minerva in Capri und mit der Familie in den Almhof Schneider in Lech zum Skifahren. Und gerne möchte in auch mal in die Tenuta Borgia nach Pantelleria.
Welches Souvenir nehmen wir am besten von einem Besuch bei Ihnen mit nach Hause?
Julia Prestia: Am besten eine Flasche unseres Balsamico-Essigs! Unsere Acetaia di Canossa ist die älteste Acetaia in unserer Gegend und der Balsamico wird Sie kulinarisch lang begleiten!
Relais Roncolo 1888 – Venturini Baldini
Tenuta Venturini Baldini, Via Filippo Turati, 42, 42020 Quattro Castella RE, Italien
+39 0522 888478 | roncolo1888.it
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1 Kommentar
Stimmt, das Hotel hat einen eigenen Charme und Flair.
Herrliche Natur und ein Gläschen Rotwein