Als irgendwann – es muss in den 90ern gewesen sein – der Hotelier Karl J. Reiter beschloss, ein Hotel nur für Erwachsene zu eröffnen, war die Empörung groß. Von Diskriminierung war die Rede, Kinderhass und dergleichen waren Worte, die immer wieder fielen. Dabei war er ein Vor-Reiter, nicht nur als Vater von Karl C. Reiter, dem Chef des wunderschönen Posthotel in Achenkirch, sondern in Sachen Wellness. Man hat ihm oft nachgesagt, der “Erfinder” des österreichischen Wellnesshotels zu sein. Dann etablierte er gegen alle Widerstände das Adults Only Konzept – und hat damit etwas nach Österreich gebracht, dem jeder außer Eltern etwas abgewinnen kann. “Die Hölle, das sind die Kinder der anderen”, hat meine liebste Kollegin Claudia B. – selbst Mutter einer mittlerweile erwachsenen Tochter – einst in einem Editorial geschrieben. Und je älter ich werde, desto mehr verstehe ich sie.
Ok, du findest deine Kinder toll. Das ist gut, verständlich und von der Evolution so gewollt. Aber man ist nicht gleich ein Kinderhasser oder eine Kinderhasserin, wenn man es nicht entzückend findet, dass einem ein völlig fremdes Kleinkind plötzlich seine speicheltriefende Semmel in den Schoß schmiert, nur weil die Eltern beschlossen haben, dass der precious Fortpflanz das Recht habe, unbeaufsichtigt durch den Speisesaal zu wandern. Man ist nicht gleich gestört, nur weil man findet, 120 Dezibel lautes Dauergebrülle sei im Wellnessbereich unangebracht. Die Sehnsucht nach etwas Ruhe im Homeoffice und die sich langsam aufstauende Wut auf die Eltern, die seit neuestem ständig in der Wohnung über meinem Kopf ihre Kinder herumtrampeln lassen, machen mich nicht zu einem Monster. Klar könnte man jetzt sagen: “Du musst ja nicht mit Kindern Urlaub machen. Geh halt in ein Adults Only Hotel.” Ja, diese Hotels sind ein Segen. Aber ich kann’s mir halt zumindest auf beruflichen Reisen nicht aussuchen.
Ebenso könnte ich dem entgegenhalten: Wenn du deine Kinder nicht beschäftigen, beaufsichtigen oder zu Rücksichtnahme erziehen willst, dann geh halt in ein Kinderhotel. “Normale” Hotels sind eben für beide Gruppen ein Kompromiss. Und um es deutlich zu machen: Kinder an sich sind nicht das Problem. Es geht eher darum, was Eltern ihnen erlauben, zu tun. Ich bin für das respektvolle Miteinander – in so ziemlich jedem Bereich des Lebens. Meiner Meinung nach schadet es Kindern auch nicht, gutes Benehmen, Manieren und Respekt zu lernen. Es ist nämlich das, was mich davon abhält, den Careless-Waldorf-Lass-Die-Kinder-Tun-Was-Sie-Wollen-Eltern am Frühstücksbuffet an die Gurgel zu springen. Die Wurzel des Ärgers sind nämlich in den seltensten Fällen die Kleinen. Die sind meist vernunftbegabter und einsichtiger als die Erwachsenen. Glücklicherweise gibt’s in meinem Bekanntenkreis ausschließlich vernünftige Eltern mit wohlerzogenen (und trotzdem glücklichen ;D) Kindern.
Wie seht ihr das? Lassen euch derartige Situationen kalt? Oder seid ihr auch eher Team “im wohlverdienten Urlaub hab ich mir Ruhe wohl verdient”? Let me know,
die Frau Hilmbauer
PS: Baugrund für Lärmschutzbunker mit 10 ha Grünfläche rundherum gesucht.