Sichere Kreuzfahrt mit Costa: Ein Selbstversuch
Triest/Italien. Cruiselines, eine der am stärksten betroffenen Branchen auf dem Tourismussektor, arbeiten mit Hochdruck an neuen Sicherheitskonzepten. Als erste Reederei hat nun Costa Cruises wieder österreichische, deutsche und Schweizer Gäste an Bord genommen. Wie funktioniert die sichere Kreuzfahrt mit Costa? Wir haben den Test gemacht.
Reisevorbereitungen für die sichere Kreuzfahrt
Eines vorweg: Es kann immer etwas passieren. Spätestens in Zeiten wie diesen sollte das allen klar sein. Man muss aber auch nichts riskieren. Und man kann alles in seiner Macht Stehende tun, um Unglücke zu verhindern. Oder aktuell eben: um die Ansteckung mit Covid-19 zu verhindern. Eine Möglichkeit wäre nun, sich jede Lebensfreude zu versagen und für die nächsten 12 Monate im Keller zu verstecken. Eine andere ist, auf sichere Reiseformen zu setzen und eine gehörige Portion Selbstverantwortung mitzubringen. Allerorts wird an neuen Sicherheitskonzepten gearbeitet. Die italienische Reederei Costa Crociere hat nun erstmals seit dem Lockdown im März wieder Gäste aus Österreich, Deutschland und der Schweiz an Bord willkommen geheißen. Zuvor war man schon mit italienischen Gästen unterwegs. Wir haben nun ausprobiert, wie sichere Kreuzfahrt mit Costa aussieht. Unsere Tour führte von Triest nach Brindisi.
Der erste Schritt für Gäste, die aus einem – laut italienischer Regierung – “Risikogebiet” kommen, ist der Besuch im Labor. Denn ein negativer PCR-Test ist Voraussetzung, sonst braucht man gar nicht erst anzureisen. Der Test darf nicht älter als 72 Stunden sein und das Ergebnis muss man in ausgedruckter Form vorweisen. Keine Sorge, die Tests sind mittlerweile gut organisiert und tun auch gar nicht weh. Der Teil der Reisevorbereitungen sollte ebensowenig ein Problem sein wie der Online Check-In vor der Reise. Dort müsst ihr euer Einschiffungsformular ausfüllen, eine Selbsterklärung abgeben und ein paar Fragen beantworten. Ansonsten ist der Check-In genauso abzuwickeln, wie bisher auch. Also auch kein großes Problem.
Die Anreise vom Flughafen Wien war auch recht unspektakulär. Man muss zwar seine Maske die gesamte Zeit über tragen, aber es ist wenig los, alle Schritte funktionieren reibungslos und auch viel schneller als sonst. Wichtig ist vielleicht zu wissen, dass der City Airport Train momentan wegen zu geringer Auslastung nicht fährt.
Der Bordingprozess
Damit das Einsteigen trotz höherer Sicherheitsmaßnahmen problemlos funktioniert, erhält jeder Gast seine Bordingtime. Die ist genau einzuhalten. Es bringt auch nichts, früher vor Ort zu sein. Unsere Bordingtime war 11 Uhr. Dann hieß es: mit dem nötigen Sicherheitsabstand anstellen, PCR-Test vorweisen und Sicherheitskontrollen. Dann folgt noch ein Swab-Test. Der ist für jeden Reisenden verpflichtend. Also auch italienische Gäste und solche, die nicht aus einem “Risikogebiet” kommen, müssen den über sich ergehen lassen. Aber keine Angst, die Sache ist in wenigen Sekunden erledigt: Wattestäbchen ins rechte Nasenloch, Wattestäbchen ins linke Nasenloch, fertig.
Dann wartet man in einem Raum mit Getränken, Fernseher, WLAN und Sesseln auf das Ergebnis. Ist das negativ, geht’s aufs Schiff. Dieser Schnelltest fällt manchmal falsch-positiv aus. Dann wird nochmal getestet (dieselbe Probe). Ist diese negativ: Schiff. Ist diese erneut positiv: PCR-Test. Fällt der auch positiv aus, wird der Zutritt aufs Schiff verweigert. Ist der PCR-Test negativ, darf man an Bord kommen. Im Umkehrschluss heißt das, dass zum Zeitpunkt des Betretens des Schiffes alle Gäste negativ getestet sind. All diese Schritte funktionieren reibungslos und ohne Aufregung. Wer schonmal auf Kreuzfahrt war, weiß, wie viel normalerweise bei der Embarcation los ist. Diesen Stress spart man sich aktuell komplett.
Sicherheitsmaßnahmen an Bord
Das Wichtigste gleich zu Beginn: Überall an Bord ist Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Natürlich außer während man isst oder sich auf der Kabine befindet. Am Außendeck kann man auf den MNS verzichten, wenn man den nötigen Abstand zu anderen Menschen einhält. Auf der Costa Deliziosa waren nur rund 700 Gäste und 700 Crewmitglieder. Derzeit lastet man die Kreuzfahrten nicht höher aus, damit man überall Sicherheitsabstände einhalten kann. Dementsprechend sind natürlich auch nicht alle Kabinen belegt. Die Kabinen werden komplett desinfiziert, bevor neue Gäste einziehen. Überhaupt sieht man noch mehr Crewmitglieder als normalerweise, die ständig damit beschäftigt sind, zu putzen. Liftknöpfe, Handläufe, Schilder – nichts wird vergessen.
Auf den Böden finden sich überall Abstandsmarkierungen, selbst im Lift und in den Restaurants. Letztere haben eine Art Einbahnsystem fürs Betreten und Verlassen der Räumlichkeiten. Apropos Räumlichkeiten: Gym, Pools, Theater und Shops haben Zutrittsbeschränkungen, je nach Fläche. Ins Theater dürfen aktuell nur etwa 350 Zuseher. Aber keine Sorge, die Shows werden deswegen zweimal pro Tag aufgeführt. So hat jeder Gast die Chance, gute Unterhaltung zu erleben. Statt Buffet gibt’s das Essen serviert, auch beim Frühstück. Besonders angenehm ist, wie derzeit die Safety Drills stattfinden. Man kann nämlich einfach jederzeit mit seiner Schwimmweste zur Muster Station kommen, wo ein/e MitarbeiterIn fast im Privatissimum erklärt, was im Notfall zu tun ist. Die Anzahl der Desinfektionsspender, die jeder Kreuzfahrer sowieso kennt und regelmäßig nutzt, wurde nochmal erhöht.
Sicherheitsmaßnahmen für Ausflüge
Selbst Landgänge sind derzeit möglich. Auch sie wurden speziell für Costa entwickelt. Die Gruppengrößen sind begrenzt, auch in den Bussen achtet man auf Abstand. Die Tourbegleiter tragen ebenso wie die Gäste Mund-Nasen-Schutz und sind getestet.
Sicherheitsmaßnahmen für die Crew
Alle MitarbeiterInnen haben spezielle Schulungen zu den Sicherheitsvorkehrungen durchlaufen. Bevor sie an Bord kamen, wurden sie getestet, danach mussten sie zuerst zwei Wochen Quarantäne einhalten, dann noch einen Test machen und waren schließlich in einer Art “Soft Quarantine”. Während dieser Zeit hatten sie nur eingeschränkt Gästekontakt. Außerdem sind sie verpflichtet, jeden Tag Fieber zu messen. Das kann man übrigens auch als Gast an speziell dafür aufgestellten Teststationen tun. Die Crew trägt immer Schutzausrüstung.
Für den Fall der Fälle gibt es sowohl für die Crew als auch für die Gäste eine Quarantänestation. Natürlich steht geschultes medizinisches Personal bereit. Selbst beim Routing wird auf alle Eventualitäten Rücksicht genommen. Denn erkrankt ein Passagier, ist sichergestellt, dass er im nächsten Hafen von Bord gehen kann und in ein Krankenhaus kommt.
Und so fühlt es sich an
Bei allen “Katastrophenmeldungen” muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen. Als Weitgereiste habe ich schon viele Unterkünfte, Reisearten und Transportmittel kennengelernt. So hygienisch und umsichtig wie auf einem Kreuzfahrtschiff waren die wenigsten. Schon “vorher”. Kein Wunder, schließlich verbringt man auf einem Schiff längere Zeit mit mehr Menschen aus aller Welt als in einem Hotel auf (relativ) kleinem Raum. Schon vor Covid-19 wollte niemand irgendwelche Krankheiten an Bord. Bei Costa tut man tatsächlich alles dafür, das Risiko so gering wie möglich zu halten. So sicher habe ich mich in keinem Hotel, bei keinem Supermarktbesuch oder gar in meiner eigenen Wohnung gefühlt.
Im Rahmen der Recherche waren wir im Gym und sind dort am Laufband 10 Kilometer gelaufen, wir waren essen, haben an Bord übernachtet, waren bei einem Ausflug dabei. Wir waren im Casino, in allen öffentlichen Bereichen, im Theater und auf den Außendecks. Es ist unendlich viel Platz, die Stimmung ist entspannt. Das Essen ist – wie bei Costa üblich – sehr gut.
Alle Abläufe funktionieren nervenschonend, weil einfach soviel weniger los ist. Die Gäste, die hier dabei sind, sind die echten Fans. Man merkt ihre Dankbarkeit, dass es jetzt endlich wieder losgeht. Sie haben sich die letzten Monate nach Meer und “ihrem” Schiff gesehnt. Dasselbe gilt auch für die Crew. Auch sie freut sich über die Gäste und ist penibel darauf bedacht, alles richtig zu machen. Als Fazit kann man sagen: sichere Kreuzfahrt ist mit Costa möglich. Man muss sich aber der Tatsache bewusst sein, dass Kreuzfahrt 2020 anders ist, als wir das bisher gewohnt waren.
Merk dir diesen Beitrag auf Pinterest
Weitere Informationen: www.costakreuzfahrten.at
Zusatz-Tipp: Es gibt eine optionale “Costa-Komplettschutz”-Versicherung, deren Abschluss sich derzeit durchaus lohnen kann. Denn sollte euch der Zutritt zum Schiff wegen Corona verwehrt werden oder werdet ihr gar schon vor der Reise krank, übernimmt sie die Kosten für den Rücktransport und für die nicht-angetretene Reise.
4 Kommentare
Kommentarfunktion ist ausgeschaltet.