Sonja Gassner, Chefin vom Wanderhotel Gassner
Sonja Gassner und ihr Bruder Hans Peter führen das Wanderhotel Gassner in Neukirchen am Großvenediger bereits in dritter Generation. Sie tun das mit Herz, Zielstrebigkeit und dem Fokus auf dem Wohl des Gastes. Wir haben uns in einer der gemütlichsten Hotellobbys mit der sympathischen Chefin Sonja Gassner getroffen. Im Interview der Woche erzählt sie von aktuellen Herausforderungen, Neuerungen und ihrem persönlichen Lieblingsplatz im Hotel.
Seit wann gibt es denn Ihr Haus schon?
Uns gibt’s bereits seit 1949, das Hotel war immer in Familienbesitz. Wir sind jetzt die dritte Generation. Eine vierte gibt’s auch schon, aber die sind noch etwas zu jung. Mal sehen, was die machen. Von meinem Bruder die Älteste hat jetzt mit der Hotelfachschule angefangen. Das Interesse ist also da.
Sind Sie direkt im Hotel aufgewachsen?
Ja, direkt im Haus und mit Gästen.So merkt man ganz gut, ob man diese Aufgabe mag oder nicht. Niemand hat je gesagt, wir müssen das Hotel übernehmen. Für uns, also meinen Bruder und mich, war es aber trotzdem klar, dass wir nach unserer Ausbildung und vielen Praxisstellen auswärts wieder nach Hause kommen.
In Ihrem Hotel ist nie Stillstand, oder? Soeben erst haben Sie den neuen Schwimmteich vor dem Hotel eingeweiht. Was ist sonst noch alles in letzter Zeit neu entstanden?
Im Herbst 2019 haben wir zuletzt mit Umbauten begonnen, das Ganze ist auf zwei Etappen passiert. Zum einen haben wir ein Baumhaus gebaut und zum anderen auch den Wellnessbereich erweitert.
Wenn Sie selbst auf Urlaub fahren, welche Urlaubsform bevorzugen Sie dann?
Momentan dreht sich bei uns alles um die Kinder. Wir suchen die Hotels bewusst so aus, dass sich die Kinder wohlfühlen. Wir genießen die Zeit gemeinsam dann sehr. Wenn ich mir mal eine Nacht herausnehme und nur mit meinem Mann unterwegs bin, dann schaue ich mir gern etwas an, aus dem ich mir was herausholen kann. Ich würde in kein Haus fahren, das schlechter ist als unseres. Ich schaue mir dann immer etwas an, was für uns interessant ist. Wir bleiben viel in Österreich und Südtirol.
Gibt es dann auch Momente, wo Sie selbst abschalten können?
Ich brauche dafür sicher drei Tage Auszeit – und das hatten wir jetzt schon länger nicht mehr 😀
Ist die Hotelchefin immer mit dabei oder macht die auch mal Pause?
Man sieht Hotels und Zimmer schon mit anderen Augen. Mein Mann ist Handwerker und hat seinen eigenen Betrieb, der hat mit dem Hotel nichts zu tun. Unterwegs sagt er dann immer, ich sei schwierig, vor allem, weil ich halt sehr direkt bin. So, wie ich mit meinen Gästen bei uns im Haus bin, bin ich auch wo anders. Wenn was ist, was nicht passt, dann sage ich das auch. Mir ist das ja auch lieber, wenn der Gast direkt ist und gleich sagt, wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Also so wie früher – nicht im Nachhinein dann im Internet schlechte Bewertungen schreiben…
Ja, weil es sind oft Kleinigkeiten, die wir einfach ändern können – und dann hat der Gast einen guten Urlaub. Im Nachhinein mit den Bewertungen ist das oft schwierig, weil wir dann die Chance nicht mehr haben, etwas zu ändern. Mir ist es lieber, man macht das wie früher und redet miteinander.
Seit wann gibt’s den Wanderschwerpunkt?
Seit 20 Jahren. Ich musste mich damals für irgendwas entscheiden. Früher war es ein schönes Haus, das gut gegangen ist, aber ich wollte mich für etwas spezialisieren. Für ein Kinderhotel braucht man sehr viel Platz und Infrastruktur, das ist deswegen nicht in Frage gekommen. Wir waren nie ein Wellnesshotel, wir hatten nur einen kleinen Bereich mit Hallenbad. Erst seit kurzem haben wir in der Hinsicht ausgebaut – da müssen wir auch erst reinkommen. Wanderhotel war das Naheliegendste. Schon meine Eltern haben früher geführte Wanderungen angeboten. Mein Bruder hat dann den Wanderführer gemacht und ist seither mit den Gästen unterwegs. Wir sind in einer tollen Gegend. Der Nationalpark Hohe Tauern und die Kitzbüheler Alpen sind direkt vor der Tür. Wir haben von grünen Talböden bis zum ewigen Eis alles und bieten für alle etwas an. Vom Genusswandern mit Kindern bis zu Hochgebirgstouren zum Großvenediger ist alles dabei.
Hat sich das Gästeverhalten in den letzten Jahren geändert?
Die Gäste werden jünger, auch die Wanderer werden jünger. Kniebundhosen und Strümpfe sieht man jetzt seltener. Der Aufenthalt in der Natur hat wieder an Attraktivität gewonnen. Die Menschen wollen alleine sein, abschalten und genießen. Im Sommer kommen eher deutsche und österreichische Gäste, im Winter sind wir viel internationaler, durchs Skifahren am Wildkogel.
Wenn Sie an den Frühling und den Lockdown zurückdenken – wie war das für Sie?
Es war schon eine Herausforderung. Innerhalb von einem Tag war alles anders. Einige Gäste haben nicht realisiert, wie ernst die Lage ist und wollten erst gar nicht abreisen. Ich war dann damit beschäftigt, alle Gäste zu kontaktieren, die am nächsten Tag angereist wären. Die Mitarbeiter haben wir heimgeschickt, dann waren wir als Familie ganz alleine da. Mit der riesigen Baustelle vorm Haus. Die ersten sechs Wochen war ich mit Stornos beschäftigt. Da waren schon schwierige Momente dabei. Ich war nicht sicher, ob wir das Hotel im Sommer überhaupt aufsperren können. Erst Ende Mai, Anfang Juni kamen dann die Buchungen für den Sommer und Herbst. Viele Wintergäste waren dieses Mal da, ebenso wie neue Gäste. Wir hatten auch viele Kurzaufenthalte. Der Neubau war schon von Vorteil, wir haben jetzt nämlich für jeden Gast viel mehr Platz als davor.
Was ist denn Ihr Lieblingsplatz im Hotel?
Da gibt’s mehrere. Ich mag unser Wohnzimmer recht gern – also die Lobby. Das habe ich vor einem Jahr neu eingerichtet. Die Couch ist aus Hirschleder und heißt Fred 🙂 Mit Fred konnte ich mich gut arrangieren. Unser neuer Ruheraum ist auch sehr schön, außerdem ist das Baumhaus wunderbar. Das ist unsere Premium-Unterkunft hinter dem Haus.
Und welche drei Dinge sollte jeder tun, der hierher auf Urlaub kommt?
Im Baumhaus schlafen, die längste beleuchtete Rodelbahn der Welt mit 14 Kilometern ausprobieren und im Sommer am Naturpool chillen.
Weitere Informationen zum Wanderhotel Gassner & Buchung: www.hotel-gassner.at
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