Venedig im Herbst 2020
Venedig/Italien. “Nie und nimmer werd ich heuer ans Meer fahren. Man kann auch einfach mal daheim bleiben” – ihr kennt diese Aussage von mir. Als dann aber Schönheit mit großen, treuherzigen Augen vorschlug, doch spontan nach Italien zu fahren, konnte ich halt auch nicht nein sagen. Wir waren deswegen für einen kurzen Urlaub in Lignano und haben auch einen Trip nach Venedig im Herbst 2020 gemacht. Wie das so gelaufen ist, erfährst du hier:
Italien-Urlaub 2020 – Trip nach Venedig im Herbst 2020
Wir haben uns kaum getraut, jemandem in unserem Umfeld von unserem Plan zu erzählen. Wir waren uns sicher, dass wir Holiday-geshamed werden würden. Also blieben wir vorerst still. Von der Idee bis zur Buchung dauerte es dementsprechend auch länger. Eine Woche haben wir überlegt. Von der Buchung bis zur Abfahrt hingegen dauerte es dann nur 20 Stunden. Wir fuhren gemütlich gegen 2 Uhr morgens los. Unterwegs beschlossen wir, zuerst Venedig eine Stippvisite abzustatten. Bisher kannten wir die Stadt beide nur völlig dicht gedrängt, überrannt und voll mit Tagestouristen. Wir waren neugierig. Und wurden nicht enttäuscht.
Unser Bat-Mobil (Dacia Sandero Stepway – fahren durfte ich, weil ich es halt einfach liebe und Schönheit der best Beifahrer ever ist) ließen wir auf einem öffentlichen Parkplatz (Petroli Park) stehen. Es handelt sich dabei um einen Gratisparkplatz in Venedig, der praktischerweise eine Bushaltestelle hat. Von da fuhren wir mit dem Bus um 1,50 Euro (pro Person und pro Strecke) rüber nach Santa Croce, also in die Lagunenstadt. Die Fahrt dauerte nur ein paar Minuten. Und trotzdem fühlten wir uns sofort wie in einer anderen Welt. Nicht nur, weil Venedig die Eigenschaft hat, einen immer wieder zu verzaubern, sondern auch, weil man sich hier an die Maskenpflicht hält. Ohne Murren und ohne Ausnahme sind die Menschen in Geschäften und in den Öffis mit Mund-Nasen-Schutz unterwegs. Wir passten uns brav an und lernten schnell, dass ein gebrülltes “La maschera!!!!!” soviel heißt wie: “Ihr habt schon wieder vergessen, eure Masken aufzusetzen, ihr dämlichen Touristen!”
La Maschera und die Lagunenstadt
Beim Herumbummeln durch die Stadt kann man die dann aber getrost weglassen. Ohne Kreuzfahrtstouristen und Busgäste ist die Stadt nämlich wunderbar leer. Wir haben nur so gestaunt, wie einfach es war, Mindestabstände einzuhalten. Von der wunderbar friedlichen Stimmung inspiriert, beschlossen wir, uns eine Gondelfahrt zu gönnen. Kitschig? Fix. Teuer? Auch. Schön? Auf jeden Fall! Aber wenn Schönheit in Romantik-Stimmung ist, dann hilft alles nix, dann musst mit in die Gondel. Auf die Maske durften wir hier aus offensichtlichen Gründen verzichten. Unser Gondoliere hat uns 25 Minuten herumkutschiert, uns viel über die Stadt erzählt und uns dann um 60 Euro ärmer wieder an den Ausgangsort gebracht. Würden wir eine Gondelfahrt empfehlen? Derzeit unbedingt. Eben, weil auch auf den Kanälen wenig los ist und man sich dadurch nicht fühlt, wie im Gokart auf der Autobahn.
Am Markusplatz gönnten wir uns dann ein adäquates Frühstück im Caffé Aurora. Nämlich zwei Aperol-Spritzer um jeweils 9 Euro. Wir saßen erste Reihe fußfrei und staunten über die Größe des Platzes. Auch die geht normalerweise im Touristenmeer nämlich unter. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich in solchen Momenten tiefe Dankbarkeit überkommt. Alles richtig gemacht, wenn du einfach so, ganz spontan einen Trip nach Venedig einlegen kannst. Die Sonne schien uns ins Gesicht, wir hatten gute Gespräche und liebten unser Leben. Bis zu dem Moment, als wir mit dem Kellner kurz streiten mussten. Wir hatten unsere Getränke nämlich sofort bezahlt. Als wir fertig waren und gingen, lief uns ein anderer Kellner nach, weil er behauptete, wir hätten eben das nicht getan. Hatten wir den Beleg aufgehoben? Nein. Lektion gelernt. Aber immerhin hatten wir ein Beweisfoto – Instagram sei Dank.
Sightseeing per Zufall
Da unser Trip spontan war, hatten wir nicht wirklich einen Plan. Wir ließen uns treiben und bewunderten die Kanäle, Gässchen und Kirchen. Auf Geocache-Suche (erfolglos) waren wir auch kurz. Klar hätten wir uns einen ordentlichen Plan machen können. Aber das Gute an La Serenissima ist ja, dass man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Venedig auch einfach im Vorbeigehen sieht. So kommt jeder Tourist am Canal Grande vorbei, die Rialto-Brücke haben wir ebenso recht unaufgeregt überquert wie den Markusplatz. Wir kamen am Markusdom, am Campanile di San Marco ebenso vorbei wie an der Seufzerbrücke, außerdem bummelten wir durch Cannaregio.
Wir gönnten uns noch ein Eis (jeweils, nicht gemeinsam) und machten uns dann auf den Weg zurück zum Busterminal. Unser Trip nach Venedig war wunderbar entspannt. Wir hatten viel Zeit für wunderbare Gespräche. Und weil es so ruhig und touristenfrei war, konnten wir uns auch ein bisschen treiben lassen. Klar, wir haben während unseres Besuchs nur an der Oberfläche gekratzt. Aber für mich zumindest hat es gereicht, um mich mit der Lagunenstadt fürs Erste wieder zu versöhnen. Denn ohne Menschenmassen, die mich in Wahrheit immer nur stressen, fühlt sich die Stadt komplett anders an. Wir waren beide der Meinung, dass eine Zugangsbeschränkung für Touristen durchaus Sinn ergeben würde.
Essen und schlafen in Venedig, ein paar Tipps
Wenn ihr auf der Suche nach einem romantischen Hideaway in Venedig seid, dann sei euch die Avogaria empfohlen (Hier habe ich darüber schonmal einen Artikel verfasst). On top, als absolutes Kitsch-Highlight könnt ihr im Restaurant Oro auf der Guidecca essen. Das hat einen Michelin-Stern und ist Teil vom berühmten Belmond Hotel Cipriani. Man sitzt auf der Terrasse mit Blick auf die Skyline von Venedig. Sternekoch Davide Bisetto serviert Speisen, die an moderne Kunst erinnern. Einen ausführlichen Artikel zum Restaurant Oro und seiner spannenden Geschichte findet ihr hier.
Unter meinen Hotelketten-Favoriten gibt es eine Brand, die ganz, ganz weit oben rangiert. Wer mich kennt, weiß das. Allen anderen sei hier verraten, dass ich unheimlich auf die Hotels von Aman stehe. Und auch davon gibt’s eins in Venedig. Passenderweise trägt es den Namen Aman Venice. Es liegt direkt am Canal Grande, hat einen Privatgarten und eine Rooftop-Terrace.
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Wir blieben nur für ein paar Stunden in der Lagunenstadt, dann ging es für uns wieder zurück ins Bat-Mobil und ab nach Osten. Unser Fazit: Venedig im Herbst 2020, bzw. Spätsommer, wochentags und unter diesen Umständen kann man nur empfehlen. Unser nächster Stopp war Lignano – dazu aber in einem anderen Beitrag mehr. Stay tuned.
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