Man kann wahrlich nicht sagen, dass mich das Leben momentan überbeschäftigt. Im Gegenteil. Ich genieße soviel Entschleunigung, dass es mir manchmal vorkommt, als hätte ich einen Weg gefunden, in die Vergangenheit zu reisen. Die Tage verrinnen irgendwie, es ist immer wieder Sonntwoch. Als ich mich heute mit der obligatorischen Frage “Ist immer noch dieses Corona?” aus dem Bett gerollt habe, unterschied sich dieser Morgen nicht besonders von all den anderen in den letzten 42 Tagen.
Eher zufällig entdeckte ich den Livestream der aktuellen Pressekonferenz im Fernsehen. Während ich mich schlaftrunken an meiner Kaffeetasse festhielt und mich gerade noch fragte, wer denn an einem Sonntag um acht Uhr morgens eine Pressekonferenz veranstaltet, drangen wunderschöne Worte an mein Ohr. Aus dem Laptop. “Österreich ist frei! – ab 30. April um Mitternacht”. Okay, vielleicht war das nicht der genaue Wortlaut der Bundesregierung, aber so ähnlich halt. Die frohe Botschaft überströmte mich, durchdrang mich, beseelte mich.
Doch dann der Schock: Ich habe noch genau vier Tage, um mich wieder in ein soziales Wesen zu verwandeln. Noch ein Schluck vom Kaffee, der zweite Schock: es ist schon Dienstag, also sind es nur noch drei Tage. Ich muss mich dran gewöhnen, morgens wieder einen BH anzuziehen und den Jogginganzug nicht mehr als adäquates Kleidungsstück für jede Lebenslage zu betrachten. Ich muss den Haaransatz nachfärben und Augenbrauen zupfen. Ich darf meine Real-Life-Gesprächspartner nicht mit den Worten “Kannst du mich hören?” begrüßen. Ich muss meine Editorials wieder an Montagen abgeben. Das bedeutet, ich sollte meinen Kalender wieder regelmäßig aufschlagen. Packen wir es an, es gibt viel zu tun,
liebe Grüße
die Frau Hilmbauer