Das Savoy Palace Hotel auf Madeira hat im S0mmer 2019 erstmals seine Pforten geöffnet. Es ist ein bemerkenswertes Gebäude. Außen von Pflanzen bewachsen, innen mit leichter Hand und viel Liebe ausgestattet. Die Frau, die dafür verantwortlich war, ist keine Geringere als die Interior Designerin Nini Andrade Silva. Die vielfach ausgezeichnete Powerfrau hat schon für die renommiertesten Hotels der Welt gearbeitet. Sie hält Vorträge, gibt TED Talks und erhielt unzählige Awards. Unter anderem für ihr humanitäres Engagement. Sie gründete die “Garota do Calhau Association”, die sich um unterprivilegierte Kinder kümmert. Interview Nini Andrade Silva
Die Frau, die vor uns sitzt und mit der wir einen wundervollen Abend verbringen dürfen, ist ein besonderer Mensch. “Nini”, wie sie von allen genannt wird, strahlt. Sie ruht in sich selbst, kann unzählige Geschichten erzählen und beweist viel Sinn für Humor. Und bei all der weltweiten Anerkennung ist die gebürtige Madeirenserin doch am Boden geblieben. “We love Nini!” sind wir uns nach dem Abend einig. Im Interview der Woche verrät sie, was sie antreibt und wie sie verreist. Interview Nini Andrade Silva
Frau Silva, was inspiriert Sie?
Meine Designs kommen aus der Seele – was ich an dem Moment zu diesem Ort fühle. Das heißt, dass meine Emotionen in Designs übersetzt werden. Design ist mit mir geboren und ich habe meine Leidenschaft im Laufe der Jahre weiterverfolgt. Mein Leben, meine Erfahrungen, getane Reisen, gelesene Bücher, Menschen, die ich auf der ganzen Welt getroffen habe, Essen, das ich gegessen habe und unterschiedliche Kulturen, Freunde, Familie, Filme, etc. beeinflussen meine Designs. Ich kann sagen, dass mich alles inspiriert.
Was ist das erste, was Sie tun, wenn Sie ein neues Projekt beginnen?
Von dem Moment, an dem ich ein neues Projekt habe, beginnt meine Imagination zu fliegen: zurück zu meinen Erfahrungen, durch verschiedene Kulturen und manchmal zu kleinen Details. Diese kleinen Dinge, die da auftauchen, sind manchmal sogar die gewagtesten und neuartigsten Ideen, die dann in wundervollen Projekten resultieren.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten keine Interior Designerin sein. Was würden Sie ansonsten arbeiten?
Darüber habe ich nie nachgedacht, weil ich wirklich liebe, was ich mache. Als ich noch ein Kind war, wollte ich Zirkusartistin oder Stewardess werden (lacht). Vielleicht, wenn ich wählen müsste, könnte ich eins von beiden sein. In Wahrheit hat mein Job nämlich ein bisschen von beidem: Ich muss viel reisen und ich denke, dass alle meine Projekte ein bisschen Magie haben.
Was, wenn Ihre Vision sich von jener des Auftraggebers stark unterscheidet?
Jedes Projekt ist eine große Herausforderung und Verantwortung für mich und mein Team. Egal, in welcher Größe oder Funktion: wir widmen uns mit aller Kraft ganz einem Projekt. Das Ziel ist zweifellos die ewige Suche nach der Essenz der Visionen und Erwartungen des Auftraggebers. Meine Designs sind mit den funktionellen und den ästhetischen Ansprüchen des Projekts im Hinterkopf maßgeschneidert. Der Erfolg hängt stark von der Balance dieser Elemente ab.
In welchem Ihrer Projekt könnten Sie selbst für immer wohnen?
In jedem, weil meine Designs aus der Seele kommen. Interview Nini Andrade Silva
Sie wurden auf Madeira geboren, leben hier und haben hier das Nini Andrade Silva Desing Centre. War die Gestaltung des neuen Savoy Palace Hotels auf Madeira dadurch mit mehr Druck verbunden?
Ich würde es nicht Druck nennen, sondern Herausforderung. Das Savoy Palace Hotel mit seinem noblen und vielsagenden Interieur wurde als Hommage an Madeira, seine traditionelle Kunst und die Kultur gestaltet. Der Grundriss des Hotels ist sehr organisch. Das Ziel war, dem Raum damit Menschlichkeit und Vielseitigkeit zu geben, unterstrichen durch die organische Natur und die kurvenlinearen Formen der Materialien.
Das neue Savoy Palace Hotel ist durch die Eleganz seines Interieurs, die sich in Details, der Qualität der Materialien, der Perfektion der Verarbeitung, der Weichheit der Texturen, der Reichhaltigkeit der dekorativen Elemente und dem Interior Design ausdrückt, inspirierend.
Was sind Ihre liebsten Aspekte im Savoy Palace?
Das Hotel zu betreten ist, wie eine poetische Welt zu betreten, wo Farbe, Textur und ikonische Ornamente und Objekte wichtig sind. Um ehrlich zu sein: Ich kann nicht den einen Lieblingsbereich auswählen. Denn während man sich zwischen den unterschiedlichen Ebenen des Hotels bewegt, bewegt man sich durch unterschiedliche Arten von Umwelt. Alle sind sehr inspirierend, mit Betonung auf hellen Farben, weichen Kurven, die an Pflanzen, Tiere und Frauen erinnern, genauso wie auf den Art Noveau Elementen. Es ist ein Spaziergang durch Madeira.
Gab es irgendwelche besonderen Herausforderungen?
Ich kann sagen, dass die größte Herausforderung die Raumplanung war. Ich wollte einen organischen Weg mit der Absicht, dem Raum Menschlichkeit und Vielfalt zu geben.
Was würden Sie jedem raten, der Interior Designer werden möchte?
Folge deinen Träumen und glaub an dich!
Haben Sie schon einmal ein Projekt abgelehnt? Interview Nini Andrade Silva
Ja, ich habe schon Projekte abgelehnt. Wenn wir die Herausforderung eines neuen Projekts annehmen, arbeiten wir sehr eng mit dem Auftraggeber, und das über eine längere Zeit. Da ist es für beide Seiten wichtig, sich mit der Rolle, die einem zuteil wird, identifizieren zu können und sich damit wohl zu füheln.
Welche Destination ist ganz oben auf Ihrer Bucket List?
Madeira natürlich!
Haben Sie schon einmal in hässlichen Hotelzimmern geschlafen?
Ja!
Was sind die drei Dinge, die jeder tun sollte, wenn er zum ersten Mal nach Madeira kommt?
Es gibt so viele Highlights auf Madeira. Aber wenn ich wählen muss, dann würde ich sagen, dass meine größte Inspirationsquelle das Meer, das Licht und die Kiesel am Strand sind. Viele Menschen kennen mich als “Garota do Calhau”, was soviel wie “Mädchen der Kiesel” bedeutet. Der Grund ist die Anziehung, die die sanft gerundeten Steine auf den Stränden Madeiras auf mich ausüben. Sie sind auch eine großartige Inspirationsquelle für meine Steine.
Madeira ist eine faszinierende Insel. Wir liegen mitten im Atlantischen Ozean, auf demselben Längengrad wie Nordafrika. Es gibt Dinge, von denen man nicht erwarten würde, sie in einer europäischen Region zu finden. Ich würde die Naturlandschaften, die Berge, die Bewässerungskanäle – bekannt als “levadas” – und das historisch-kulturelle Erbe der Region hervorheben.
