Musical CATS in Wien – muss man hin?
Wien. Andrew Lloyd Webber schrieb in den 1980ern ein Stück über – ja, worüber eigentlich? Katzen, ja, Katzen. Das kann man schonmal sicher sagen. Es geht um Katzen. Die singen und tanzen. Musical eben. Basierend auf einem Kinderbuch von T. S. Eliot. Derzeit ist CATS in Wien im Ronacher zu sehen, Premiere war am 20. September. Bis zum 25.7.2020 haben Interessierte die Gelegenheit, das Katzical anzusehen. Aber lohnt sich das?
CATS in Wien, Aufführung in Deutsch
Ich hatte die Gelegenheit, mir eine Vorpremieren-Vorstellung anzusehen. Die Erwartungen daran waren gemischt. Einerseits war jene an die tänzerische Leistung des Ensembles (Associate Choreography & Regie: Chrissie Cartwright, Intendanz: Christian Struppeck) hoch, andererseits halte ich persönlich nicht besonders viel von Übersetzungen. Unterm Strich eine durchaus neutrale Ausgangsposition. Als erster Blickpunkt fällt schonmal das Bühnenbild auf. Es kommt ohne Vorhang aus und ist detailverliebt gestaltet. Noch nie war eine Theatermüllhalde aufwändiger inszeniert. Lampen, Übergänge, Durchgänge, Ausgucke, Durchschlupfe… Schon wenn sich das Publikum hinsetzt, ist es quasi am Schauplatz der Handlung angekommen.
Die Eröffnung ist fulminant, das Ensemble in den typischen Kostümen und Masken von John Napier genau das, was man erwartet. Die Handlung – und zu der kommen wir noch – schreitet voran. Man sitzt da, hört zu, lässt sich von der Musik tragen und betrachtet die elegante Darbietung. Worum es eigentlich geht, rückt in den Hintergrund. Es ist nicht so wichtig. Die Musik ist schön, die Texte versteht man/ich auf Deutsch sowieso nicht. Die Darbietung macht Spaß, auch wenn man der Musik die fast 40 Jahre anhört, die sie auf dem Buckel hat. Während man sich gerade noch so fragt, weshalb Theaterkostümschwänze immer noch keine bessere Befestigungsart erfahren haben, als umgeschnallt zu werden, und einfach nur die Show genießt, schleicht sich Grizabella auf die Bühne.
Exkurs zur Handlung
Nachdem die Erzählkatze Munkustrap dem Publikum einen Akt lang die verschiedenen Katzen vorgestellt hat, kommen wir nämlich zum Wesentlichen. Im Prinzip buhlen alle Katzen darum, von der Katze Alt Deuteronomium (Rory Six) zu Zeiten des Jellical Moon ein neues Leben geschenkt zu bekommen. Da ist die faule Jenny Fleckenreich (Katharina Lochmann), Rum Tum Tugger (Felix Martin) hat einen Auftritt, der Dandy-Kater Bustopher Jones (Dominik Hees) zieht seine Show ab… Sie alle sind laut, auffällig, wollen Aufsehen erregen. Ihre Kostüme glitzern, ihre Geschichten sind abenteuerlich. Und dann kommt da eben Grizabella. Eine hässliche, alte Katze. Und spätestens dann, wenn sie die ersten Töne von “Memory” anschlägt – einem Song, den selbst der musicalfremdeste Mensch zumindest ansatzweise kennt – ist alles andere egal. Sie fetzt die Gehörgänge weg, Herzen brechen, das ein oder andere Tränchen kullert. Ohne Scheiß, der Typ vor mir hat geheult wie ein kleines Baby. Ich konnte das gerade noch durch meinen eigenen Tränenschleier erkennen. In unserer Vorstellung gesungen von Carin Filipcic – und zwar so sanft und intensiv wie vantablack.
Wer vor hat, CATS in Wien anzusehen, sollte sich auf einen revuehaften Abend einstellen. Die tänzerischen Leistungen sind durch die Bank sehr gut, es macht Spaß, zuzusehen. Auch, wenn man über die 80er Musik milde lächeln will und eigentlich im Grunde des Herzens Hundemensch ist.(/AW) Cats in Wien
Tickets: www.musicalvienna.at
CATS in Wien