Interview mit Manuel Rubey
Sänger, Schauspieler, Kabarettist und laut “1.000 Things To Do In Vienna” auch einer der schönsten Männer Wiens: Wie lebt es sich mit dem Titel? Das haben wir den wahrlich sehr unschirchen Menschen beim Interview der Woche im Café Schuhmeier gefragt. Außerdem verrät er, wie er privat reist und wieso Urlaub mit drei älteren Herren ganz oben auf seiner Bucket-List steht. Und weshalb er fast immer ein Messer im Gepäck hat.
Herr Rubey, wie lebt es sich als schönster Mann Wiens?
Das war sehr freundlich von dieser Redaktion. Es lebt sich gut, weil es schmeichelhaft ist, aber auch schwierig, weil mich natürlich der ganze Freundeskreis permanent verarscht.
Bekommen Sie auch manchmal Dick Pics geschickt? Schicken Ihnen fremde Personen unangebrachte Fotos?
Nein, ich bekomme schon hin und wieder zumindest dechiffrierbare Metaphern, aber es ist bis jetzt eigentlich meistens relativ charmant und nur schriftlich gewesen.
Und diese Nachrichten sind hauptsächlich von Frauen?
Ja, aber als ich nach Wien gekommen bin, habe ich nicht gecheckt, dass ich ein Schwulencafé am Naschmarkt zu meinem Stammcafé gemacht hab. Ich war neu in der Stadt, hab gedacht, das ist nett, der Kaffee war gut…
…haben Sie sich nie gewundert, dass da hauptsächlich Männer waren?
Hat mich nicht so gewundert, weil ich wahrscheinlich so sehr mit mir selbst beschäftigt war, aber was mich gewundert hat: dass mich viel öfter Männer ansprechen und dass ich da auch Telefonnummern gekriegt hab. Aber da gab’s noch keine Handys und deswegen auch keine Dick Pics. Es war meistens nett und charmant, ich hab mir gedacht, das ist halt die große Stadt…
Bekommt ein Manuel Rubey Heiratsanträge?
Es waren eine Handvoll und zwei davon von sehr betrunkenen Männern.
Wohin ging Ihre letzte Reise?
Menorca im Sommer. Es war sehr schön. Es war ein bisschen so 80er-Jahre-Flair. Wir haben eine Ecke gefunden, wo Tourismus nur so a bissi war, das heißt Kinder haben keine Kopfbedeckungen, Frauen sind alle oben ohne und Männer rauchen auch am Strand. Die letzte berufliche Reise war letzte Woche eine sehr erfolglose, nach Berlin zu einem Casting. Für einen Fernsehfilm über ein schwules Paar, soviel darf ich, glaube ich sagen. Ich darf auch sagen, dass ich die Rolle sehr gerne gespielt hätte und mich auch gut vorbereitet hatte. Es gibt so Castings, da sagst “Das lern’ ich im Flugzeug” und dann machen wir das schon irgendwie, und es gibt Castings, wo ich mir denk: “Das ist eine echt schöne Geschichte” und da fange ich rechtzeitig an, lern das richtig gut, mach mir auch Gedanken darüber hinaus…
Gibt es eine Rolle, von der Sie fanden, dass Sie Ihnen richtig gut stand?
Ich glaub jetzt – mit Abstand – sagen zu können, dass mir Falco schon ein bisschen stand. Das ist jetzt nach 10 Jahren so. Ansonsten bin ich sehr oft nicht so glücklich mit dem Ergebnis.
Wohin geht die nächste Reise – Urlaub und Arbeit?
Urlaub geht hoffentlich demnächst nach Sizilien. Ich hab drei ältere Herren als Freunde, so um die sechzig, die Fahren zwei bis viermal im Jahr nach Sizilien, immer an den gleichen Ort…
…ist das nicht langweilig?
Nein, eben nicht. Ich glaube, dass die etwas erkannt haben: Wenn man etwas gefunden hat, das gut ist, muss man nicht nach etwas anderem suchen. Wenn man ans konzentrierte kreative Arbeiten oder Schreiben denkt, und auch Schriftstellerbiografien liest, da ist es meistens relativ klar, alles muss ritualisiert sein, da darf keine Ablenkung sein. Und natürlich ist ein neuer Ort eine Ablenkung per se. Dieses Backpacken und so, das ist mir immer schon auf die Nerven gegangen, ich bin wahnsinnig unflexibel. Reisen geht für mich nur, wenn man Geld hat, weil ich will keine anderen Leute mitkriegen müssen – und so weiter. Wenn ich etwas gefunden habe, was mir gefällt, muss ich nicht etwas riskieren, was mir vielleicht nicht gefallen könnte. Das ist mit Restaurants ähnlich. Wenn ich in einer Stadt zwei bis drei gefunden habe, wo ich sage: “Da stimmt alles!” – und das ist schwer genug – dann reicht das.
Welche zwei Restaurants haben Sie in Wien gefunden, wo alles passt?
Das Gasthaus Wolf, würde ich sagen, wenn man Wienerisch essen gehen möchte. Und mein Lieblingslokal in Wien ist das MAST auf der Porzellangasse.
Also, Sizilien?
Genau, diese Herren fahren da zwei bis viermal im Jahr nach Sizilien, immer in den gleichen Ort und immer ins gleiche Haus. Da wohnen sie nur mit ein paar streunenden Hunden am Meer. Und dort wird auch nichts unternommen. Die fahren zweimal die Woche einkaufen und sonst wird den ganzen Tag gekocht, gegessen und getrunken. Und vielleicht am Abend bis zum Meer spaziert, aber auch gar nicht ins Wasser gegangen. Das ist auch zu umständlich. Alle interessieren sich für Literatur, alle interessieren sich für Wein und keiner muss mehr was darstellen. Das ist sehr angenehm. Das ist für mich die Perfektion eines Urlaubes. Ich hab die letzten Jahre es fast nie geschafft, mitzukommen, weil ich immer irgendwas zu tun hatte. Das wird sich nächstes Jahr ändern. Das ist also das nächste Urlaubsziel.
Ihr Traumurlaub ist also so, wie Sie gerne leben würden – reduziert aufs Wesentliche, ohne Schnickschnack und ohne Unnötigem?
Ja. Ich bin da sehr bei diesen Japanerinnen und Japanern und dieser Frau, die vor ein paar Jahren “Simplify your Life” geschrieben hat. Das geht halt mit Kindern schwer. Das ist aber auch ein Konflikt, den ich mit der ganzen Welt habe. Weil ich fast immer das Gefühl habe, es ist zuviel Zeug.
Welche Reisemethode bevorzugen Sie?
Zug. Erstens fahr ich gern Zug, da kann ich gut denken. Und zweitens finde ich natürlich, dass man besser Zug fahren sollte als fliegen. Aus dem ökologischen Aspekt heraus.
Pauschalurlaub oder individuell?
Da ist die Frage wieder: Was für ein Urlaub? Wenn es ein Urlaub ist, der nur passiert, weil die Kinder diesen Urlaub wollen, dann ist All Inclusive das Beste, weil dann gibt’s einen Pool, ein Meer und dreimal am Tag ein Buffet. Das ist aus Kinderperspektive ganz gut, das würde ich alleine so nicht machen. Und wenn ich einen Urlaub machen würde, nur für mich, dann weiß ich ja, wo ich hinfahren würde.
Das klingt nicht sehr romantisch…
Wenn ich etwas wirklich verachte, dann ist es Romantik. Weil Romantik die pure Heuchelei ist. Wenn man das überprüfen will, dann möge man sich einfach die Paare anschauen, die in einer Therme das Romantik-Dinner bestellt haben. Die haben sich meistens nichts mehr zu sagen.
Was steht noch auf der Bucket-List?
Ich hatte schon immer ein Faible dafür, aber je älter ich werde, desto mehr verlagert sich das Interesse dahin: Ich schau am liebsten Sport. Und ich les auch gern und so, interessiere mich auch für meinen Beruf und so, aber ich merke, dass ich schon sehr viel Zeit – und immer mehr Zeit damit – verbringe, zum Beispiel Tennis und Basketball, Fußball sowieso, zu schauen. Und ich würde gerne noch entweder im Stade Roland Garros oder in Wimbledon zumindest ein Viertelfinale sehen. Und ich möchte noch gerne ein NBA-Spiel besuchen, idealerweise ein Playoff.
Welche Rolle würden Sie gern noch spielen?
Ich hätte ganz gerne irgendeine Rolle, die ich mag und die ich über ein paar Jahre entwickeln kann. Das klassische Serien Ding: Eine leiwande Serie über ein paar Staffeln.
Und eine Rolle, die Sie nie spielen würden?
Ich weiß gar nicht, ob es da irgendwas gibt. Ich muss immer einen Zugang finden und irgendwas an der Figur verstehen. Sei es nur ein paar Aspekte oder Beweggründe, warum der so handelt. Ich war zum Beispiel bei einem sehr langwierigen, aufwändigen Casting. Da bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher, ob ichs dann machen würde, aber nicht aus ideologischen Gründen, sondern eher weil ich doch gemerkt hab, dass es abfärbt und man doch was mit nach Hause nimmt und dass es sich auf die Psyche auswirkt. Das ist mir doch ein paar Mal doch ziemlich schräg eingefahren. Aber lange Rede, kurzer Sinn: Ein deutscher Sender hat eine sehr aufwändige, lange Serie über Hitler geplant, auch so über die jungen Jahre… ich hab mich damit lang befasst und hätte das schon gemacht, denke ich. Bin jetzt aber ganz froh, dass das nix wurde. Ich glaub, so einfach ist das dann doch nicht, wenn man mit so einem Typen dann zwei Jahre herumspaziert.
Was war die bisher schwerste Rolle oder was wäre eine Rolle, die Ihnen schwerfiele?
Die schwierigsten bisher waren wahrscheinlich alle, die in Deutschland spielen, weil ich immer so am kämpfen bin, eine Sprache zu finden, die sich für den deutschen Markt ausgeht, für die ich mich aber nicht komplett verleugnen muss.
Müssen Sie noch zu Castings gehen? Sind Sie nervös davor?
Ja, ich muss noch zu Castings gehen. Es gibt hin und wieder die luxuriöse Situation, dass man ein Buch bekommt und einem eine Rolle angeboten wird, aber im Regelfall muss man ewig zu Castings gehen. Selbst in Hollywood gehen die zu Castings.
Wäre Hollywood ein Ziel?
Wenn sich das gut ergibt, ja gerne. Es ist aber nicht so, dass ich alles im Leben darauf abstimme, dort hinzukommen.
Was ist immer mit dabei auf Reisen?
Ich hab so eine Lade, wo die wichtigsten Sachen drin sind, die auf Reisen mitkommen. Das ist ein kleines Toilettsett, das sind die Kreditkarten oder Bankomatkarten, das ist, wenn es keine Flugreise ist, mein Küchenmesser, das ein guter Freund aus Korsika mitgebracht hat –
Sie verreisen mit einem Küchenmesser?
Ja, ich hab dafür sogar eine Scheide aus Leder anfertigen lassen. Damit ich es mitnehmen kann. Weil stumpfe Messer, das ist ungefähr so wie schlechter Kaffee. Aber was ist da noch mit dabei… Kopfhörer, meine Uhr und mindestens ein Buch, meistens mehr.
Aktuelles Buch?
Die neue David Bowie Biografie. Sie ist ganz interessant, aber man kommt ein bisschen schlecht rein.
Welche Frage wird Ihnen besonders oft gestellt? Gibt es Fragen, die nerven?
Es gibt so Schauspieler-Klischeefragen, die ein bisschen nerven. Aber gleichzeitig: Wenn man’s nicht weiß, ist jede Frage halt auch berechtigt. Aber am allerärgsten – und da müsste man eigentlich aufstehen und gehen – sind die Leute, die gar keine Ahnung von irgendwas haben. So ein junger Herr, der von einer bekannten überregionalen oder regionalen Zeitung abgestellt wird und der dann weder weiß, wie du heißt, noch was du machst. Der dann da sitzt und sagt: “Na, sag amal was, erzähl amal!” Da würd ich gern sagen: “Geht’s noch!?” Ich find, man muss respektvoll miteinander umgehen, das geht immer. Er ist aber respektlos, wenn er sich auf ein Interview, um das ich nicht gebeten habe, nicht vorbereitet.