Interview mit Berufspilot Philip Keil
Wenn sich einer in den Flieger setzt, kann er was erzählen – vor allem, wenn er den Vogel selber fliegt. Zu dieser Kategorie gehört Berufspilot & Speaker Philip Keil, unser dieswöchiger Interviewpartner. Mit über 8.000 Flugstunden auf vier Kontinenten hat der Münchner einiges erlebt. Nach einem Beinahe-Crash im Jahr 2009 schrieb er das Buch “Ready for Take Off” und hält seither motivierende Vorträge für Unternehmen, vor allem zu den Themen Teamwork und Führung. Uns verrät er im Interview der Woche, wie er privat urlaubt und was nach dem Ausfall beider Triebwerke passiert…
Pauschalreise oder Individualurluab?
Immer individual!
Wohin ging der letzte Urlaub und was war das Beste daran?
An den Gardasee. Ein Ort, den wir gerade mit unserer kleinen Tochter sehr gerne ansteuern. Keine lange Anreise, angenehmes Klima, tolle Natur. Das Essen ist eindeutig das Beste an jedem Italien-Urlaub.
Wohin geht es als nächstes?
Singapur. Mit meinem Bruder und meinen Eltern zum Formel 1 Rennen. Für meinen Vater ist das ein langgehegter Traum, den wir ihm nun zu seinem 80. Geburtstag erfüllen. Ich freue mich darauf, ihm diese pulsierende Metropole zu zeigen.
Eher Abenteuer oder Luxus?
Ich bekenne mich dazu, im Urlaub auf einen gewissen Luxus Wert zu legen. Reisen verbinde ich nicht mit Extravaganz, aber mit so manchen Annehmlichkeiten, die für mich Teil des Reiseerlebnisses sind.
Was ist für Sie der schönste Ort der Welt – und warum?
Thailand. Hier stimmt einfach alles. Dieses Land punktet mit seinem Facettenreichtum: Tropenwald im Norden, Strände im Süden, die Megacity Bangkok mit den besten Hotels, Bars und Restaurants der Welt. Dazu herzliche, friedvolle Menschen und eine spannende Kultur.
Womit bringt man Sie im Urlaub bzw. auf Reisen auf die Palme?
Mit schlechtem Wetter. Außer im Wellnesshotel, da darfs draußen regnen…
Was steht ganz oben auf der Bucket-List?
Japan wäre spannend! Mal sehen, wann sich dieses Ziel realisieren lässt.
Was muss man sich unbedingt ansehen, wenn man in Ihre Heimatstadt München kommt?
München hat meines Erachtens nach nicht die eine Riesenattraktion. Wenn Sie nach München kommen, fällt Ihnen die Schönheit und Gemütlichkeit in vielen Details auf. Eine Weltstadt, ohne hektisch und unübersichtlich zu sein. Die vielen Biergärten und Cafés, Kultur und Sehenswürdigkeiten. Dazu kommt die Nähe zu den Seen und Bergen. Nicht umsonst zählt München seit vielen Jahren zu den Städten mit der höchsten Lebensqulität weltweit.
Wo haben Sie bisher am besten gegessen – und was?
In der Taberna del Caracol, abseits der Touristenpfade in Palmas Altstadt gelegen, sitzt man urig-gemütlich und bekommt die besten mallorquinischen Tapas: Aioli, Datteln im Speckmantel, Pimientos de Padron, Chipirones… sagenhaft!
Was ist auf jeder Reise fix mit dabei?
Meine Frau und unserer Tochter! Wenn nicht leibhaftig, weil ich dienstlich unterwegs bin, dann zumindest in Form eines aktuellen Fotos.
Wenn Sie für den Rest des Lebens an einem Ort bleiben müssten – wo wäre das?
In meiner Heimatstadt München, aus oben genannten Gründen. Wer wie ich schon soviel von der Welt gesehen hat, der schätzt die Heimat umso mehr. Nach jeder noch so aufregenden Reise freue ich mich wieder, daheim zu sein. Wenn man das sagen kann, dann lebt man am richtigen Ort.
Wollten Sie schon immer Pilot werden?
Nein, wie so vieles im Leben war auch das ein glücklicher Zufall, der mich diesem Beruf nähergebracht hat. Da stand ich schon kurz vor meinem Abitur. Ein Pilot aus dem bekanntenkreis hat zu plaudern begonnen – da war mir klar: Das willst du auch!
Gibt es den Mile High Club tatsächlich?
Ich weiß nicht, sagen Sie es mir! Ich bin vorne schwer beschäftigt, um meine Passagiere sicher von A nach B zu fliegen. Was derweil in der Kabine passiert, entzieht sich meiner Kenntnis, solange es keine Unruhe stiftet.
Was ist für Sie der tollste Moment beim Fliegen?
Der Sonnenaufgang über den Alpen hat schon was!
Ein Fact übers Fliegen, den die meisten Passagiere nicht wissen?
Ein Flugzeug kann auch nach dem Ausfall beider Triebwerke noch über 15 Minuten segeln und sicher landen.
Was tun bei Flugangst?
Sich mit der Angst auseinandersetzen. Für sich selbst die Ursache finden, und dann schrittweise sich der Angst stellen. Es gibt kleine Tipps, wie früh an Bord gehen, um sich mit der Kabine vertraut zu machen. Sich dem Sitznachbarn und der Flugbegleiterin anvertrauen, seine Lieblingsmusik einlegen, Atem- und Entspannungsübungen machen. Sitzt die Angst tiefer, sollte man sich aber professionelle Hilfe suchen, etwa in Flugangstseminaren. Nur eines sollte man auf keinen Fall tun: der Angst nachgeben und auf das Fliegen verzichten. Damit verpasst man etwas Wundervolles im Leben, für das es sich zu kämpfen lohnt.
Philip Keil lebt mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter in der Nähe von München. Als Speaker ist er unter anderem auch im Fernsehen zu sehen. Weitere Infos zu Philip Keil: www.philipkeil.com