Der Herbst ist die ideale Jahreszeit, um mal wieder ein paar Stunden entspanntes Trash-Reality-TV zu gucken. Unserer Meinung nach macht es viel mehr Spaß, sich dabei ein wenig in Retro-Gefilde zu begeben als sich auf die zweifelhafte Qualität aktueller Produktionen zu verlassen. Zum Beispiel Hotel Hell mit Gordon Ramsay. Um Hotel Hell 2025 zu schauen, braucht es nicht viel – der österreichische Streaminganbieter Joyn hat alle Folgen online.
Die amerikanische Reality-TV-Serie funktioniert so ähnlich wie andere TV-Formate des britischen Starkochs, Restaurantbetreibers und Moderators: Er besucht strauchelnde Hotels in den USA, um diesen dabei zu helfen, ihr Business wieder anzukurbeln. Ramsay, der aktuell acht Michelin-Sterne hält mit insgesamt 17 ausgezeichnet wurde, ist dabei bekannt direkt. Entsprechend viel Flüche hört man während der einzelnen Episoden. Schließlich sieht er sich mit ziemlichen Hotel-Alpträumen und entsprechenden Eigentümern konfrontiert.
Die Wahrheit über Hotel Hell
Die erste Episode von Hotel Hell lief im August 2012, die letzte im Juli 2016 auf Fox. In drei Staffeln besuchte Ramsay insgesamt 20 Hotels. Die Problembetriebe konnten sich selbst bewerben und erhofften sich neben Input von Ramsay natürlich auch gratis PR und die Goodies, die das Produktionsteam mitbringt. Denn oft kommt es zu Umgestaltungen, für die die Eigentümer nicht aufkommen mussten. Im Sinne der Einschaltquoten wählte man natürlich bewusst Betriebe mit erheblichen Hygiene-Problemen, besonders viel Drama oder extra exzentrischen Mitarbeitenden aus.
Der Ablauf ist dabei immer gleich: Ramsay kommt, findet die Begrüßung doof, die Zimmer sind immer zu schmutzig, das Essen ist immer eklig, die hygienischen Zustände in der Küche katastrophal, das Team willig, aber aufgrund der Eigentümer nicht fähig, ihren Job zu machen und nach Gordons Eingriffen ist alles eitel Sonnenschein. Unterhaltsam ist das Ganze allemal. Doch ist es auch nachhaltig? Wir haben Hotel Hell nochmal geschaut und können euch verraten: nein.
Wie geht es den Hotels aus Hotel Hell 2025?
Von den 20 Hotels, denen Ramsay Hilfe und Publicity angedeihen ließ, sind nur noch acht in Betrieb. Und davon sind nur in sechs Hotels noch dieselben Eigentümer bzw. Manager an vorderster Front anzutreffen wie vor zehn Jahren:
Angler’s Lodge, Island Park/Idaho
Die Eigentümer der Angler’s Lodge in Idaho gehörten zweifellos zu den sympathischsten Personen während der gesamten Show. Sie erbauten die gesamte, wunderschön am Fluss gelegene Lodge selbst, waren aber nach einem Schicksalsschlag emotional nicht mehr in der Lage, sich entsprechend um das Anwesen zu kümmern. Nach Gordons Besuch schlugen Dave und DeDe Eby ein neues Kapitel auf. Heute führt ihr Sohn Zach das Etablissement. Auf diversen Buchungsplattformen erhält das Hotel solide Bewertungen.
The Town’s Inn, Harpers Ferry/West Virginia
Betreiberin Karan Townsend hat wohl den meisten Zusehenden den letzten Nerv geraubt. Immer mit diesem seltsam entrückten Gesichtsausdruck, mit ihren leisen Antworten und ihrer delulu Art sowie ihrer Ungepflegtheit ist die Eigentümerin, die auf einer Pritsche im Büro wohnte, bis heute vielen in Erinnerung geblieben. Die Küche war katastrophal unhygienisch, die Zimmer ebenso. Ramsay did his magic – und dann? Immerhin gibt es das Town’s Inn immer noch. Karan ist nach wie vor die Chefin vor Ort. Sie erhält gemischte Reviews, sie selbst beschwerte sich im Nachhinein über Ramsay und behauptete, ihren Ruf durch seinen Besuch geschädigt zu sehen.
Hotel Chester, Starkville/Mississippi
Die Eigentümer Sukie und David Watkins waren ebenfalls eines der wenigen cuten Eigentümer-Couples. Sie betrieben zum Zeitpunkt des Besuchs von Gordon Ramsay das Hotel schon gute 30 Jahre. Das Problem: Sukie Watkins musste viel der Arbeit schultern, nachdem ihr Mann durch einen Verkehrsunfall längere Zeit ausfiel. Gordon half hauptsächlich beim Redesign der Speisekarte und bei einigen kleineren Änderungen. Heute läuft das Hotel wieder ziemlich gut, die Bewertungen sind durchaus positiv. Eine der wenigen klaren Erfolgsgeschichten!
Murphy’s Historic Hotel, Murphy/Kalifornien
Was passiert, wenn drei Freunde in ihren 30ern beschließen, ein Hotel zu managen? Es wird zu einer Man Cave mit Parties und schlechtem Ruf. Gordon Ramsay kommt und bringt etwas Ordnung in die Bude. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – zumindest halbwegs. Zwar hat das Haus an sich bis heute einen eher mittelmäßigen Ruf, aber es läuft immer noch. Und noch immer sind Brian Goss, Kevin Clerico, and Joel Lacitignola das Trio an der Front. Die Bewertungen eines der ältesten Hotels der Region sind ziemlich durchwachsen, insgesamt kann man es aber als okay bezeichnen.
Brick Hotel, Newton/Pennsylvania
Verindar Kaur und Sohn CJ sind nach wie vor die Eigentümer des Brick Hotel in Newton – die Bewertungen sind nicht wahnsinnig euphorisch, aber okay. Verindar gehört zu jenen Teilnehmenden der Show, die sich sehr negativ über Ramsays Besuch geäußert hat. Sie bereute den Auftritt und behauptete, die komplette Episode sei so stark gescripted gewesen, dass ein Imageschaden die Folge gewesen sei. “95 Prozent der Dinge, die in der Sendung zu sehen waren, passierten nicht auf die gezeigte Art”, so Kaur.
Landoll’s Mohican Castle, Loudonville/Ohio
Das an ein Märchenschloss erinnernde Hotel eröffnete 2002 als wahrgewordener Lebenstraum des Ex-Verlegers Jim Landoll. Seit 2021 ist sein Sohn Jimmy Landoll der CEO. Die 11 Schloss-Suiten, vier Highland-Suites, zwei Cottages und Stable Suites erfreuen sich nach Ramsays Besuch außergewöhnlicher Beliebtheit. Besonders für Hochzeiten und Events ist es gern gebucht. Bemerkenswert ist das gute Rating, das das Hotel regelmäßig auf den großen Buchungsplattformen bekommt. Landoll’s ist wohl der größte und nachhaltigste Erfolg der Show.
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