Schreibt man den Weißensee mit scharfem S oder mit Doppel-S? Das ist eine Frage, die nur Grammar Freaks wie uns beschäftigt. Andere wollen lieber wissen, was man im Urlaub am Weißensee – oder Weissensee – so unternehmen kann. Und das ist im Winter unendlich viel. Denn die schnee- und sonnenreiche Region in Kärnten ist ein Paradies für Wintersport.
Eislaufen am Weißensee
Wir haben uns erst einmal ans Eislaufen gemacht. Denn dafür ist der Weißensee – okay, wir entscheiden uns jetzt, ob der formell korrekten Grammatik, für diese Variante – berühmt. Und das weit über die Landesgrenzen hinaus bis ins Land des Käses und der Fahrräder. Denn die Holländer veranstalten hier seit mehr als drei Jahrzehnten ihre berühmte „Alternative 11-Städte-Tour“. Es ist das größte Eisschnellauf-Event der Welt. 4.000 bis 5.000 Holländer reisen an, alle Zimmer sind restlos ausgebucht, eigene Speisekarten werden geschrieben. Die Veranstaltung sei in den Niederlanden so berühmt wie bei uns das Hahnenkammrennen, heißt es.
Auch für uns ist klar: Eislaufen und Eisschnelllaufen in der Natur machen unglaublich viel Freude. Wintersport am Weißensee ist gleich Eislaufen am Weißensee, könnte man sagen. Denn der Weißensee bietet die größte präparierte Natureisfläche Europas. Soll heißen: In ganz Europa gibt es kein größeres Gewässer, das zufriert und vom Menschen gewartet wird. Wozu das Ganze? Damit es sich herrlich sanft über die von Autos (!) mit speziellem Equipment und Schneepflügen gezogenen Bahnen gleiten lässt, anstatt buckelpistengleich übers Eis zu stolpern. Der Westteil des Weißensees friert jedes Jahr verlässlich zu, erklärt uns Eismeister Norbert Jank. Der 75-Jährige kümmert sich seit Jahrzehnten um die Beschaffenheit des Eises. Er ist auch derjenige, der den Schlittschuhläuferinnen und -läufern die Freigabe erteilt, das Eis zu betreten. Das geschieht erst, wenn die Eisschicht eine Dicke von mehreren Zentimetern erreicht hat. Damit auch bitte nichts passieren kann.
Eisschnelllauf: nicht nur für Profis
Als wir am Weißensee Eisschnellauf ausprobieren, ist das Eis dick genug. Jedoch ein bisschen weich, da es in der Nacht davor geregnet hat. „Für den morgigen Tag sind das die besten Voraussetzungen“, sagt Jank. Das Wasser fülle all die Risse im Eis auf und friere über Nacht zu einer glatten Fläche, erklärt der Eismeister.
Eisschnellauf also. Ungewöhnlich. Wäre jetzt nicht unsere Wahl Nummer 1. Aber wir sind ja hier für Wintersport am Weißensee. Ausprobieren wollen wir’s also auf jeden Fall. Wir sind nervös. Ziehen unsere Schuhe an. Das sind übrigens jene, die man auch beim Skating, einer Form des Langlaufens, verwendet. Wir klicken die Kufen dran. Die Schuhe sind dabei nur vorne fixiert. Die Ferse ist lose, wie beim Langlaufen. „Das macht das Eislaufen eigentlich leichter“, erklärt unser Coach Wolfgang Wernitznig, vormals österreichischer Staatsmeister im Eisschnelllauf. Heute unterrichtet er alles, was man sich so an Wintersport vorstellen kann. „Der Schuh verzeiht mehr, weil eure Bewegungen nicht 1:1 aufs Eis übertragen werden.“
Nun gut, denken wir, und setzen einen beschlittschuhten Fuß nach dem anderen auf das Eis des Weißensees. Und es funktioniert. Erstaunlich gut sogar. Unser Fazit: Profis sehen anders aus. Aber: Eisschnelllauf am Weißensee ist etwas für jedermann. Und die Bewegung an der frischen Luft tut richtig gut.
Eishockey heißt am Weißensee Pondhockey
Wir sagten es ja bereits: Der Westteil des Weißensees friert jedes Jahr verlässlich zu. Wirklich jedes Jahr. Das liegt daran, dass er nur fünf bis sieben Meter tief ist. Der Ostteil hingegen, mit seiner Tiefe von bis zu 99 Metern, nur ab und zu. Ist dies jedoch der Fall, könnt ihr in einer einzigen Seeumrundung auf den Schlittschuhen ganze 25 Kilometer zurücklegen.
Während wir am zugefrorenen Weißensee unsere Runden ziehen, wird neben uns Eishockey gespielt. Pondhockey heißt es hier, klärt man uns auf. Das ist die offizielle Bezeichnung für Eishockey auf Natureisflächen. Sieht jedenfalls ebenso professionell – und noch viel spaßiger – aus als in der Halle.
Flashback in die Kindheit: Rodeln
Nächster Programmpunkt unserer Mission Wintersport am Weißensee: Rodeln. Gar nicht mal ohne, wenn man seit fast 30 Jahren auf keinem Schlitten mehr gesessen ist. Man kommt aber schnell wieder rein. Kurz am kleinen Hang direkt am See geübt, und los geht’s in höhere Gefilde. Direkt in der Weißensee-Region kann man mit dem Sessellift auf die Naggler Alm hinauffahren und dort auf einer gewarteten Rodelstrecke 700 Meter hinabdüsen. Oder aber man versucht sich an der vier Kilometer langen Rodelstrecke. Die zwar offiziell nicht als Rodelstrecke gilt, jedoch von fast allen als solche genutzt wird. Aber pssst!
Skifahren am Weißensee oder am Nassfeld
Wer beim Skifahren hoch hinaus will, kann mit dem kostenlosen Skibus aufs Nassfeld fahren. Im größten Skigebiet Kärntens erwarten euch satte 110 Pistenkilometer. Die Pisten am Weißensee selbst bieten zwar nur sechs Pistenkilometer. Dafür sind die Abfahrten aber so gut, dass sogar der ÖSV hier trainiert. Auch FIS-Rennen finden hier, am Schuler Nöckl, statt. Der Hang hat die ideale Neigung dafür. Mit einem Vierer-Sessellift und vier Schleppliften ist das Skigebiet Weißensee ein super Skigebiet für Familienurlaub. Apropos. Wir haben auch Tipps zum Skifahren mit Kids für euch.
Heißer Tipp für kostenlosen Wintersport: Nächsten Winter könnt ihr am Weißensee gratis Skifahren. Die Nutzung der Bergbahnen wird nämlich ab etwa Mitte Jänner 2025 für vier Wochen kostenlos sein. Und zwar für alle, die eine Weißensee-Premium-Card besitzen. Diese erhaltet ihr in ausgewählten Partnerbetrieben wie dem Regitnig in Techendorf. Und sowieso: Ein Leichtes, denn wir haben uns sagen lassen, das seien ungefähr 85 Prozent aller Hotels um den See.
Noch mehr Wintersport am Weißensee
Langlaufen am Weißensee muss ein Traum sein. Vor allem, weil das Tal als schneereich und nebelarm gilt. Leider können wir uns davon selbst kein Bild machen. Es hat in der Nacht so viel geschneit, dass die Loipen nicht mehr sichtbar sind. Unsere Trainingssession fällt ins Wasser. Nein, in den Schnee. 40 Kilometer Doppelspur- und Skatingloipen gibt es am Weißensee. Auch ein Highlight: Beim Loipenzentrum in Techendorf gibt’s jetzt eine Laserschussanlage. Und so können Action-Fans sogar Biathlon ausprobieren. Auch in Form eines Spaßturniers.
Auch das Eisstockschießen, das wir am Programm hatten, ist aufgrund des vielen Schnees nicht möglich. Der Eismeister hat den See gesperrt. Wir überlegen uns Ersatz. Schneeschuhwandern? Skitourengehen? Eistauchen? Snowtubing? Alles möglich am Weißensee, aber uns für heute zu steil. Da klingt Winterwandern schon besser. Noch besser: moderne Schnitzeljagd. Wir machen uns durch die tiefverschneite Winterlandschaft auf zum Geocaching. Ein paar Schätze sind nämlich auch hier in der Region versteckt.
„Radfahren“ im Winter: Fatbikes und Moonbikes
Die Gegend rund um den Weißensee lässt sich bei jedem Wetter auch auf zwei Rädern erkunden. Wer im Sommer das Mountainbiken liebt, muss auch im Winter nicht aufs Rad verzichten. Dank Fatbikes, das sind Fahrräder mit Ballonreifen. Am Weißensee kann man über verschneite Waldwege, Wiesen und Eis radeln. Auf eigene Faust oder bei geführten Touren.
Unser absolutes Highlight: die Moonbikes! Was das ist? Eine Mischung aus Snowboard und Ski-Doo, erklärt uns der Instructor. Ein elektrisches Snowbike. Wir sagen: Ein Gatschhupfer mit Kufe. Gibt’s erst seit zwei Jahren, kann man hier anmieten. Wir tuckern den Hang hinauf, sausen hinunter, legen uns in die Kurven. Dieses Gerät bringt richtig Spaß! Ob man es wirklich zur Kategorie Wintersport zählen kann, ist fraglich. Drei Geschwindigkeitsstufen, eine Bremse und mäßig Gleichgewichtssinn sind alles, was man dafür braucht. Und ein bisschen Mut. Egal – ob Sport oder einfach nur pures Vergnügen: We love Moonbikes! Und das große Angebot an Wintersport am Weißensee sowieso.
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