Wer sich für Kunst und Kultur interessiert, dem ist sicher nicht verborgen geblieben, dass das lang erwartete Falco Musical Rock me Amadeus vor einiger Zeit seine Premiere gefeiert hat. Wir durften uns zunächst einen ersten Eindruck davon bei einer Presseprobe machen. Die Erwartungen, die diese weckte, waren entsprechend hoch. Nun haben wir das Stück in seiner Gänze gesehen. Ob ihr auch Tickets kaufen solltet, falls ihr das noch nicht getan habt?
Geh, Mama!
Das Falco Musical erzählt chronologisch die Geschichte vom Aufstieg, Fall und der Zerrissenheit des Künstlers und Menschen Hans Hölzl, verkörpert von Moritz Mausser. Konsequenterweise beginnt Rock me Amadeus mit dem rebellischen Jungen, der eigentlich lieber an seiner Popstar-Karriere arbeiten möchte, als sich der Schule zu widmen. Obwohl eher kurz abgehandelt, wird doch klar, wie früh sich die enge Bindung zwischen Hansi und seiner Mama (gespielt von Tania Golden) formte. Und wie groß die Träume des Wieners waren.
Die Zusehenden werden mitgenommen auf eine Reise zu den ersten Gigs des Falken. Damals noch als Pausenfüller in der Disco (Ganz Wien). Doch von da an ging es stetig bergauf. Der Rest des ersten Teils widmet sich den größten Erfolgen des Künslers. So erlebt man, wie Förderer Markus Spiegl (Franz Frickel) und Manager Horst Bork (Andreas Lichtenberger) den exaltierten jungen Musiker dazu überreden, gegen seinen Willen Amadeus aufzunehmen. Und was dann passierte. Tour, Ruhm, Geld – und Isabella, die in sein Leben trat.
Der erste Teil beginnt unserer Meinung nach eher schwach. Es dauert ein bisschen, bis wir uns in die Erzählweise finden. Noch haben wir uns nicht so in der Geschichte verloren, dass wir die nicht ganz so tollen Sitzplätze (2. Rang, 2. Reihe, Platz 1 und 2) ignorieren können. Die Balkon-Absturzsicherung stört den Blick. Ebenso wie das Scheinwerferlicht, das von den verspiegelten Kuben auf der Bühne zurückgeworfen wird und hin und wieder zielgenau ins Auge trifft. Doch je weiter der Falke seine Flügel ausbreitet und je höher er fliegt, desto mehr nimmt uns die Geschichte mit. Moritz Mausser überzeugt in seiner Darstellung so sehr, dass nur das braune Haar daran erinnert, dass hier nicht Falco persönlich auf der Bühne steht.
Höhenflug
Nach etwa einer Viertelstunde ist man schließlich mittendrin, in der Geschichte des wahrscheinlich außergewöhnlichsten Popstars, den Österreich je hervorgebracht hat. Schon von Beginn an ist Tania Golden (als Mama) nicht nur eine charmante, sondern auch eine stimmgewaltige Besetzung; aber von ihr sind wir sowieso seit dem Jahr 2000 Fans. Denn damals überzeugte sie mit ihrer Darstellung der Mabel in Fame beim Musicalsommer Amstetten. Wir steigen also mit Falco gemeinsam in schwindelerregende Höhen des Erfolgs. In die Pause werden die Zusehenden on a high note entlassen. Die Begleitung aber merkt verwirrt an: “Mir fehlt die Darstellung der Zerrissenheit, die die Figur Falco ja auch ausgemacht hat.” Womit er Recht hat. Aber nur bis zu dem Moment, als sich der Vorhang für den zweiten Akt hebt.
Denn dann kommt das Alter Ego von Falco ins Spiel – sehr genial dargestellt von Alex Melcher. Es wird deep, richtig deep. Als Zusehender fühlt man seinen Schmerz, seinen Wunsch nach Fame und Ruhm und gleichzeitig, wie lost er eigentlich ist. Selbst sein Dasein als Vater und seine angebliche Liebe zu Isabella (Katharina Gorgi) kann ihn vom drohenden Untergang in die Unbedeutsamkeit retten. Zwar scheint die Darstellung der Beziehung zwischen Falco und Isabella ein bisschen übertrieben, aber da Falco Vertraute bei der Erstellung von Rock me Amadeus beteiligt waren, wird’s schon hinkommen. Katharina Gorgi entführt sängerisch in höchste Sphären. Ihre Soloparts – denen wir stundenlang zuhören könnten – sorgen für Gänsehaut.
… und Absturz des Falken
Das Ende des österreichischen Popstars geht dann fast an die Tränendrüsen und ist ebenfalls mächtig. Das Ensemble wirkt von Anfang an energiegeladen, motiviert. Mit vollem Herzen dabei, das scheinen alle Mitglieder der Besetzungsliste zu sein. Interessant ist, mit wie wenig Kostüm die Produktion auskommt – und dass diese dennoch nicht minimalistisch wirkt. Ein Grund dafür ist auch das aufwändige und neuartige Bühnenbildkonzept. Was gibt’s zu meckern? Wirklich nicht viel. Wir hätten uns nur gewünscht, dass hin und wieder ein bisschen zeitliche Einordnung erfolgt wäre. Zum Beispiel durch das Einblenden von Jahreszahlen. Wie viel Zeit verging zwischen der “Flucht” in die Dominikanische Republik und Falcos Tod? Wie alt war Falcos Tochter, als Isabella ihn verließ?
Soll man sich Rock me Amadeus – das Falco Musical – anschauen? Ja. Wenn ihr mit dem “Falken” aufgewachsen seid, seine Musik mögt und auf Musicals mit großem Ensemble und vor allem schmissigen Musiknummern steht, dann seid ihr bei Rock me Amadeus richtig. Vorstellungen laufen auf jeden Fall noch bis Juni 2024.
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