Ischgl ist zweifellos eines der legendärsten Skigebiete des Landes. Abgesehen von hervorragender Infrastruktur für Wintersport bietet der kleine Ort in Tirol auch Partypeople die ideale Spielwiese. Ebenso schillernd wie die Gäste, die sich in Ischgl die Klinke in die Hand geben, ist auch Andi Steibl, der Chef des Tourismusverbands. Der blonde Wiener, der vor 16 Jahren im roten Flitzer angefahren kam, ist mittlerweile nicht nur in Touristikerkreisen bekannt wie ein bunter Hund, sondern auch bei Touristen gern gesehenes Lokalkolorit. Im Interview der Woche erzählt er von Promis, Pistengaudi und Partyspaß.
Herr Steibl, Sie sind als TVB-Chef von Ischgl da an vorderster Front, wo andere ihren Urlaub verbringen. Wie verreisen Sie privat?
Ich bin kein Katalog- oder Package-Bucher, ich mach das alles individuell. Aber simpel, nicht wirklich Abenteuer. Es gibt für mich nur drei Arten von Urlaub. Entweder ich fahre nach Ibiza, um mir touristisch ein paar Inputs zu holen, irgendwie ist Ischgl ja das Ibiza der Alpen. Da bin ich immer nur ganz kurz, drei, vier Tage. Das ist nicht wirklich Urlaub. Mit meinen Töchtern (Anm.: 14 und 11 Jahre alt) fahre ich in die Sonne an den Strand. So eine Woche gar nix tun, das brauche ich. Das letzte Ziel war Rhodos, ein richtiger Klassiker. Schön sind auch so Chartereisen mit Gulet Booten in der Türkei. Wir fahren da immer an der Küste entlang, das ist für mich echte Entspannung.
Wo geht es privat als nächstes hin?
Nach der Saison werden wir nach Amerika fahren. Vielleicht ein Roadtrip. Meine Lieblingsstädte sind New York und Los Angeles, und das würde ich gern im April mit den Mädels machen. Mal sehen.
Und was steht noch auf der Bucket List?
Was ich gerne noch machen möchte, wäre Brasilien. Das fehlt mir noch.
Was ist auf jeder Reise mit dabei?
Meine Kreditkarte! Aber sonst gibt’s nichts, keinen Talismann oder so.
Was bringt Sie auf Reisen auf die Palme?
Flugverspätungen! Da kriege ich Ausschlag. Das mag ich überhaupt nicht.
Nun ist Ischgl ja auf der ganzen Welt dafür bekannt, jedes Jahr zum Winterclosing die Superstars aus der Musikszene zum Konzert auf die Idalpe zu holen. Pink war schon da, Pur, Muse, Silbermond, Helene Fischer im vergangenen Jahr und heuer Lenny Kravitz. Wer wäre Ihr Wunschkandidat für die Zukunft?
U2, die Red Hot Chili Peppers und mein ganz großer Wunsch ist schon tot, den können wir schlecht wieder ausgraben. Schade.
Sie sind ursprünglich ja Wiener…
…ja, aber mein Lebensmittelpunkt ist seit 20 Jahren in Tirol. Als geborener Wiener in Tirol zu leben, ist eine interessante Erfahrung. Wer anderer muss vielleicht eine Weltreise machen, um das zu erleben, was ich hier in Ischgl in den letzten Jahren erlebt habe.
Aber ist das von Anfang an gut gegangen? Wenn man als junger Mann aus Wien mit blonder, hinternlanger Mähne und im Porsche vorfährt – wie reagieren die Menschen dann?
Naja, dass das ein Kultur- und Augenschock war, das ist schon klar. Aber das war mein großer Vorteil. Ich hab überall gleich Aufmerksamkeit auf mich gezogen, im ganzen Land Tirol. Egal, was ich gemacht habe – ich war sofort bekannt. Ich hatte wie eine Destination ein Alleinstellungsmerkmal. Ich kann mich an den Tag erinnern, als ich mich in Wien verabschiedet hab. Meine Freunde haben für mich eine Fete geschmissen und als ich dann schon ziemlich lustig drauf war, musste ich mir die Piefke Saga anschauen. Alle vier Teile, bis um vier Uhr in der Früh. Jedes Mal, wenn ich eingeschlafen bin, haben die mich wieder aufgeweckt. Die waren sich sicher, dass ich spätestens in einem halben Jahr wieder zurück bin. Und jetzt bin ich noch immer da. Interessanterweise habe ich aber hier von Anfang an nie ein Problem gehabt.
War Ischgl schon immer eine Partydestination oder ist die Party mit Ihnen gekommen?
Die Hauptattraktion ist natürlich schon das Skigebiet. Wenn wir das nicht hätten, würde auch alles rundherum nicht funktionieren. Es klappt, weil unser Skigebiet so groß ist und die Infrastruktur modern und perfekt ist. Der Entertainment-Bereich, also Après Ski, Konzerte, Nachtleben und der Partylifestyle: Das ist ein Zusatznutzen oder ein Mehrwert, den man zum Skifahren oben drauf erleben kann.
Wenn man noch nie in Ischgl war, wo muss man hin, was muss man machen?
Skifahren – aber das ist klar, das muss man hier einfach machen. Was ich auch auf jeden Fall noch empfehlen würde ist, einmal echt fein essen zu gehen. Mit unserer Dichte an Haubenlokalen ist das ja kein Problem. Dann mal Après Ski, aber vielleicht nicht klassisch, sondern eher lounge-artig mit Café del Mar Musik und einem guten Glaserl Rotwein und a bissl Speck… Nachtleben auch, das Pascha sollte man sich schon anschauen. Wir haben aber auch eine romantische Seite, mit Pferdekutschenfahrt und so.
Ihr ältestes Kind ist jetzt 14. Macht man sich da als Papa ein bisschen Sorgen, wenn man eine Teenie-Tochter hat und in Ischgl wohnt und langsam in das Alter kommt, in dem man ausgeht?
Man macht sich schon Gedanken. In der Stadt weißt du, du gehst am Freitag und Samstag mal aus, aber hier in Ischgl haben wir das Halligalli ja von Montag bis Sonntag und unmittelbar vor der Haustür. Es ist auch eine Art Herausforderung, ihnen klarzumachen, dass das nicht das reale Leben ist, dass man hier in einer kleinen Traumwelt lebt.
Dürfen Sie verraten, welche Promis regelmäßig nach Ischgl kommen?
Es kommen schon viele, aber die meisten wollen nicht genannt werden. Hollywoodstars, zum Beispiel. Die Klitschkos waren aber zum Beispiel gerade wieder eine Woche da, die haben in einem kleinen, familiären Hotel geschlafen. Die wollen halt einfach auch alle ihre Ruhe haben.
Wann beginnen die Planungen für die großen Konzerte?
An und für sich planen wir immer ein Jahr vorher, aber wie’s dann im Endeffekt ausgeht, das ist dann was anderes. Das Opening 2019 haben wir auch schon fix, das darf man aber noch nicht verraten. Spätestens am Ende der Wintersaison davor steht das Opening dann schon fest.
Ist es schonmal knapp geworden?
Ja, ordentlich. Wir standen schon einmal vier Wochen vorher ohne Star da. Das muss so zehn Jahre her sein. Da hatten wir Beyoncé fürs Closing fixiert. Die hat Ende Jänner dann aber abgesagt. Wir hatten schon die Werbung und alles fertig. Wir hatten dann noch drei Monate Zeit, um Ersatz zu finden. Anfang März haben wir Zucchero als Alternative gehabt. Damit war das Closing gerettet. Dachten wir. Dann hat sich aber Zucchero mit seiner Band zerstritten und wir hatten mittlerweile Ende März. Vier Wochen vor Closing – wir sind nur noch am Telefon gehangen und haben dann noch Melanie C verpflichten können. Das war aufregend.
Nun sind ja viele Stars für ihre Allüren bekannt. Wer war bisher am professionellsten?
In der Liga sind die meisten Künstler Profis, die Manager sind manchmal die anstrengenderen. Persönlich hatte ich mit keinem einzigen Star ein Problem. Du merkst halt schon, dass die da oben auf der Idalpe vor dieser einzigartigen Kulisse anders sind als wenn sie im Hanappi Stadion auftreten.
Haben Sie das alles gelernt oder kann man Sie als Quereinsteiger in Sachen Marketing und Eventmanagement bezeichnen?
Also studiert habe ich BWL. Außer der Hotelfachschule gab es in der Touristik damals noch nicht so viel. Aber gemacht habe ich so Veranstaltungen und Events immer schon. Das liegt mir wohl einfach. Tourismus ist meins. Ich behaupte, Tourismus kann nicht jeder machen. Wir haben super Ausbildungsstätten, was Tourismus betrifft, das ist top auf der Welt. Aber manche Dinge, gerade was den Tourismus betrifft, hast du oder hast du nicht. Die kannst du nicht lernen. Die Mischung zwischen Bildung, Talent und Engagement muss stimmen. Es ist ein harter Job mit außergewöhnlichen Arbeitszeiten. Aber auch das, was zurück kommt, ist außergewöhnlich.
Das heißt, wenn beide Ihrer Töchter jetzt sagen würden, sie möchten gerne im Tourismus arbeiten, dann würden Sie das unterstützen?
Ich würde das sofort unterstützen. Meine Frau hat ein kleines Hotel und das ist schon etwas, das die Ältere interessieren würde. Sie geht da eher in die Richtung Social Media, Events und so, nicht klassisch Köchin oder Kellnerin. Wir bräuchten im Tourismus rund ein Drittel mehr Personal, zum Beispiel eben in der Küche. Klarerweise müssten auch die politischen Rahmenbedingungen von Seiten der Arbeitgeber angepasst werden. Man muss aber auch ehrlich sagen: Heute muss keiner mehr sieben Tage durcharbeiten. Aber manche wollen das, weil sie Saisoniers sind und im Sommer nichts gemacht haben und in Mykonos als Surflehrer ein paar Stunden am Tag gearbeitet haben. Leider haben die Jobs ein schlechtes Image. Wer jetzt im Tourismus durchstartet, wird jetzt mit Handkuss aufgenommen. Alles, was Service betrifft, Küche… Kommt einer als Koch nach Ischgl, wird ihm der rote Teppich ausgerollt.
Aber in Sachen Kulinarik ist Ischgl ja schon top und vorne mit dabei…
Ja, das stimmt. Wir haben hervorragende Haubenlokale und ein paar coole Küche, den Benjamin Parth oder den Martin Sieberer zum Beispiel. Unser Zielpublikum liebt es halt, auf Händen getragen zu werden, das sind markenorientierte Menschen. Die wollen eine bestimmte Art von Aufmerksamkeit und Qualität; und das bekommen sie bei uns. Andi Steibl Andi Steibl Andi SteiblAndi Steibl Andi Steibl Andi Steibl Andi Steibl Andi Steibl Andi Steibl