Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry – von Rachel Joyce
Eigentlich wollte er ja nur kurz zum Briefkasten gehen, doch dann wird daraus eine Pilgerreise, die Harold Fry von seinem Wohnort Kingsbridge am Ärmelkanal bis nach Berwick-upon-Tweed führt – ganze tausend Kilometer quer durchs Land. Der Grund für diese ungeplante Pilgerreise heißt Queenie Hennesy. Harold hatte zwanzig Jahre nichts von seiner Kollegin gehört, doch dann trudelte ein Abschiedsbrief von ihr ein. Abgesandt aus einem Hospiz in Berwick-upon-Tweed an der schottisch-englischen Grenze. Sein Antwortschreiben lastet ihm schwer auf der Seele und weil er nichts zu tun hat, das Wetter schön ist und er es einfach nicht übers Herz bringt, heim zu gehen und weiter zu machen, während Queenie mit dem Krebs ringt, geht Harold weiter und immer weiter.
Zuerst reizt er noch seine Kreditkarte bis ans Limit aus, weil er in Hotels einkehrt und Essen kauft, doch dann werden diese Dinge plötzlich völlig unwichtig. Er schläft im Freien und ernährt sich von dem, was die Natur ihm zu bieten hat – oder ihm Fremde geben. Lange Stunden alleine geben ihm die Gelegenheit, nachzudenken. Es sind vor allem bedrückende Gedanken, die ihn begleiten. Sie drehen sich um Versagensgefühle als Vater, schlechtes Gewissen Queenie gegenüber, der er seinen Job zu verdanken hat, und dem Gefühl, als Ehemann seiner Frau Maureen gegenüber lieblos zu handeln. Manchmal schließen sich ihm auch Menschen an, die er unterwegs kennengelernt hat, auch die Presse erfährt von seinem Vorhaben.
In Berwick-upon-Tweed angekommen, sieht Harold tatsächlich Queenie wieder, doch auch seine Frau, mit der er fast täglich telefoniert, ist ihm nachgereist. Nicht nur Harold hat sich während seiner Reise gewandelt, sondern auch Maureen, die ihrem Mann ausgerechnet dann den Rücken stärkt, wenn der vor hat, seine Pilgerreise abzubrechen.
Rachel Joyces Roman ist ein herzerwärmendes Abenteuer, das von Liebe, Eifersucht, Fehlern – kurz: Menschlichkeit handelt. Sie lässt ihre Protagonisten Seite um Seite voranschreiten, reifen und sich weiterentwickeln. Die Autorin zeigt, dass es nie zu spät ist, alte Fehler wieder gut zu machen und dass Verzeihen eine wichtige Rolle im Leben spielt. Unser Buchtipp der Woche ist vielleicht kein klassisches Reisebuch, hat aber mit der Reise zu sich selbst zu tun – und hey, pilgern liegt sowieso voll im Trend.
Beste Lesezeit.
Im Frühling in der Hängematte, draußen in der Natur. Oder beim Zelten.
Für wen geeignet.
Bestens für alle, denen es beim Lesen gern warm ums Herz werden darf.
Eckdaten.
Original: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry (April 2014)
Seiten: 464 (Hardcover)
Preis: 12,00 Euro (D) | 12,40 Euro (AT)
ISBN: 978-3596513154
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